Schon 2024 soll Notre-Dame wieder in altem Glanz erstrahlen. Foto: pixabay
06.04.2023

Unterstützung für Notre-Dame

Glasmaler aus Borchen im Kreis Paderborn haben Fenster aus der niedergebrannten Pariser Kathedrale Notre-Dame restauriert.

Als Stephan Lübbers im April 2019 die Bilder vom Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame im Fernsehen sah, konnte er es zuerst kaum glauben. Ein solches Kulturgut in Flammen – das schien unwirklich. Doch schnell kamen auch Gedanken auf, ob er da nicht vielleicht mit seinem Betrieb beim Wiederaufbau helfen könnte. „Aber dann habe ich auch sofort gedacht: ach, wir mit unserer kleinen Werkstatt“, erinnert sich Lübbers.

Stephan Lübbers (l.) und sein Kompagnon Stefan Lücking vor der Kathedrale in Paris. Foto: privat

Notre-Dame ist derzeit eine große Baustelle. 2024 soll die Kathedrale in altem Glanz erstrahlen. Foto: privat

Vier Jahre nach dem Brand ist es genau so gekommen, wie der Glasmaler aus Borchen im Kreis Paderborn im ersten Moment gedacht hatte: Der Betrieb hat einige der bei dem Brand beschädigten Fenster gereinigt, Scherben zusammengesetzt und die Bleinetze gelötet. Zu diesem außergewöhnlichen Auftrag kam es über die Dombauhütte in Köln. „Schon seit 2004 waren wir für die Dombauhütte immer mal wieder tätig. Als die nun den Auftrag zur Reparatur einiger Fenster aus Notre-Dame erhalten hat, haben sie sich an uns erinnert. So sind wir unterstützend hinzugekommen“, sagt Lübbers.

„Da ist man schon ehrfürchtig“

Zwei Mitarbeiter und einen Auszubildenden beschäftigen Lübbers und sein Kompagnon Stefan Lücking. Schon die Aufträge für den Kölner Dom sind für den kleinen Borchener Betrieb, der ansonsten überwiegend Kirchenfenster in der Region restauriert, immer besonders. „Aber Notre-Dame ist jetzt noch mal eine Stufe oben drauf. Da ist man schon ehrfürchtig. Die ganze Welt schaut da drauf. Das macht es sehr speziell“, sagt Lübbers. Die Arbeiten an sich sind für ihn und seine Kollegen aber nicht ungewöhnlich. „Restaurierung und Instandsetzung von Bleiverglasung ist unser täglich Brot“, sagt Lübbers. Allerdings mussten sich die Glasmaler für die Arbeiten an den Notre-Dame-Fenstern andere Kleber und besonderen Kitt besorgen, weil in Frankreich mit anderen Materialien gearbeitet wird.

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Die Werkstatt von Lübbers und Lücking hat für die Restaurierung der Fenster aus Paris eng mit der Dombauhütte in Köln zusammengearbeitet. Diese hat Glas und Rahmen zunächst von Bleistaub befreit, der durch den Brand entstanden ist. Die Glasmaler aus Borchen haben dann weitere Reinigungsarbeiten erledigt. „Es gab auch Risse im Glas, die geklebt und repariert werden mussten. Das Ganze musste wieder neu stabilisiert werden“, erklärt der Experte.

Zum Einbau der Fenster nach Paris

Die Arbeit an den besonderen Fenstern hat dem Unternehmen viel Aufmerksamkeit eingebracht. Lübbers hofft, dass dies auch Werbung für den seltenen Beruf ist. Es sei wirklich schwer, Fachkräfte oder Auszubildende zu gewinnen, so der Glasmaler.

Zur Hilfe für die Pariser Kathedrale gehört aber nicht nur die reine Instandsetzung der Fenster. Die Borchener Spezialisten werden die Fenster auch wieder einsetzen. Schon im vergangenen Jahr war Lübbers daher zum ersten Mal gemeinsam mit Lücking in Paris, um sich die Situation vor Ort anzusehen. „Notre-Dame war eine riesige Baustelle, überall standen Gerüste“, erinnert sich Lübbers. Nach der Reparatur der Fenster geht es nun erneut in die französische Hauptstadt, um die reparierten Teile einzusetzen. Nach Ostern werden die Borchener einige Wochen dort verbringen. Es gibt dort noch einiges zu tun.

Jürgen Bröker/wsp

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