Zwei ineinander steckende Legionärshelme werden in Haltern zum ersten Mal gezeigt. Foto: Bröker/wsp
23.03.2022

Update für das Römermuseum

Spektakuläre Funde, neue Präsentationsformen und ein weiteres Gebäude – mit der Sonderausstellung „Rom in Westfalen 2.0“ verpasst sich das LWL-Römermuseum ein umfassendes Update.

Die Schau, die ab Freitag (25.03.) für das Publikum geöffnet ist, ist Teil der Archäologischen Landesausstellung „Roms fließende Grenzen“. Dabei rückt die Ausstellung in Haltern am See die Vorgeschichte des Niedergermanischen Limes in den Fokus, der im vergangenen Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Zum ersten Mal zeigt das LWL-Römermuseum in der neuen Sonderausstellung einen sehr gut erhaltenen Legionärsdolch samt Waffengürtel sowie zwei ineinander steckende Römerhelme, die in Haltern gefunden wurden. Auch eine Leihgabe aus Kalkriese ist zu sehen: Die Teile eines Schienenpanzers werden ebenfalls zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Erstmals in einer Ausstellung zu sehen: ein Legionärsdolch samt Gürtel, der in Haltern gefunden wurde. Foto: Bröker/wsp

Erstmals in einer Ausstellung zu sehen: ein Legionärsdolch samt Gürtel, der in Haltern gefunden wurde. Foto: Bröker/wsp

Das Update für das Museum bezieht sich aber nicht nur auf die Ausstellungsstücke – insgesamt sind rund 140 neue Exponate in Haltern zu sehen – sondern auch auf die Präsentationsform. Eigens angefertigte Graffiti-artige Darstellungen im Banksy-Stil ziehen die Besucher in die Ausstellung hinein. Eine neue App soll es zukünftig ermöglichen, dass die Besucher bei ihrem Rundgang von verschiedenen Charakteren begleitet werden. Etwa von der Archäologin Bettina T., die nicht zufällig so heißt, sondern nach Bettina Tremmel, Archäologin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), benannt wurde.

Neues Wachhaus ist im Sommer fertig

Auf dem Rundgang gibt es fünf Mitmach-Stationen, an denen die großen und kleinen Besucher knifflige Aufgaben lösen können. Ein weiteres Highlight kommt im Sommer hinzu. Dann wird das neue Wachhaus nahe dem Westtor hinter dem LWL-Römermuseum fertiggestellt sein, in dem der wohl erste Römer-Escape-Room Deutschlands neue Zielgruppen in den Blick nehmen soll. Das Wachhaus wird am Originalstandort in römischer Bauweise errichtet. „Damit können wir einen noch besseren Eindruck vermitteln, wie das Lager in Haltern wohl ausgesehen haben mag“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb.

An einer Mitmachstation können die Besucher als Sondengänger auf Schatzsuche gehen. Foto: Bröker/wsp

An einer Mitmachstation können die Besucher als Sondengänger auf Schatzsuche gehen. Foto: Bröker/wsp

Er attestierte den Machern der Landesausstellung, die den Limes aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, vor dem Hintergrund der Welterbe-Ernennung ein „perfektes Timing“. Und auch wenn der Limes und damit das Weltkulturerbe im rheinländischen Teil Nordrhein-Westfalens liege, habe Westfalen doch einen großen Anteil an dem Titel. Denn: Ohne die kriegerische Geschichte östlich des Rheins und ohne die erfolgreichen Schlachten der Germanen gegen die Römer, hätte es den Limes nicht gegeben. Daher gelte: „Ohne Haltern kein Limes und auch kein Weltkulturerbe“, sagte der LWL-Direktor mit einem Schmunzeln.

Große Aktualität

Der Schwerpunkt der Ausstellung in Haltern, der die Eroberungszüge der römischen Legionen in den Blickpunkt nimmt, hat noch einen weiteren aktuellen Aspekt. Eine übermächtige Armee überfällt vor 2000 Jahren ein kleines Land. Die Parallelen zum Krieg in der Ukraine seien greifbar, sagte LWL-Chefarchäologe Prof. Michael Rind. So zeige sich einmal mehr: „Das Einzige, was der Mensch aus der Geschichte lernt, ist, dass er nichts aus der Geschichte lernt“, sagte Rind.

Im Sommer soll das Wachhaus fertig sein, dann soll auch der erste Römer-Escape-Room Deutschlands in Haltern starten. Foto: Bröker/wsp

Im Sommer soll das Wachhaus fertig sein, dann soll auch der erste Römer-Escape-Room Deutschlands in Haltern starten. Foto: Bröker/wsp

Insgesamt sind rund eine Million Euro in die neue Schau im LWL-Römermuseum geflossen. Die Hälfte der Mittel stammt vom Land die andere Hälfte vom LWL. Bis zum 30.10. ist „Rom in Westfalen 2.0“ zu sehen.

An der Archäologischen Landesausstellung „Roms fließende Grenzen“ beteiligen sich ingesamt sechs Museen, darunter auch das Lippische Landesmuseum Detmold mit der Ausstellung „Grenzüberschreitung am Limes“. Die Landesausstellung ist eine gemeinsame Veranstaltung des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, des LWL und des Landschaftsverbands Rheinland sowie des Landesverbands Lippe und der Stadt Köln. Weitere Informationen zur Landesausstellung gibt es hier.

jueb/wsp

Video-Tipp: Der LWL hat unter dem Titel „Rom in Westfalen“ eine dreiteilige Webserie gestartet. Die Serie nimmt in einer Mischung aus Bildung und Unterhaltung das Leben der Legionäre im römischen Lager Aliso (dem heutigen Haltern am See) unter die Lupe. Den ersten Teil der Serie finden Sie hier: Rom in Westfalen

 

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