Auf Abstand: Das Ensemble in der Ballett-Inszenierung "Abstand" am Theater Dortmund. Foto: Leszek Januszewski
10.12.2020

„Verborgene Superkräfte“

Rückblick 2020: Die Corona-Pandemie stellte die Theater in diesem Jahr vor bislang unbekannte Herausforderungen. Das Theater Dortmund hat sie mit Kreativität und Engagement bewältigt.

An dem Dortmunder Vier-Sparten-Haus stoppte Corona im Frühjahr eine vielversprechende Theater-Saison: In der Oper verhieß die Spielzeit 2019/20 ein Rekordergebnis; Produktionen wie „Lohengrin“ sorgten überregional für Aufsehen, es gab neue Formate für Schulen und Familien und die Bürger-Oper „We Do Opera!“ wurde geplant. „Die Pandemie hat die auf Jahre hinweg konzipierte Spielzeit der Oper Dortmund aufs Empfindlichste gestört“, heißt es nun in einer Bilanz.

„Musik auf Rädern“

Dennoch gelang es dem Theater Dortmund – wie auch vielen anderen Bühnen – im Lockdown künstlerisch aktiv zu bleiben. Mit der „Musik auf Rädern“ traten die Dortmunder Philharmoniker vor Seniorenheimen, Krankenhäusern und Behindertenwerkstätten auf. Podcasts und Videos boten unter dem Stichwort #TogetherAtHome auf den digitalen Kanälen einen Einblick in das Musizieren auf Abstand. Die Sehnsucht nach dem unmittelbaren Kulturerlebnis blieb jedoch. So waren die neuen Terrassenkonzerte der Philharmoniker nach der Lockerung des Lockdowns restlos ausverkauft.

Das Ballett Dortmund präsentierte im Oktober noch eine persönliche Auseinandersetzung von Intendant Xin Peng Wang mit der Corona-Pandemie und der globalen Krise. Soziale Isolation, Verunsicherungen und Orientierungslosigkeit, aber auch die Hoffnung auf das gemeinsame Überwinden des Ausnahmezustands sind Themen der Choreografie.

Während die Werkstätten des Theaters im Frühjahr die Produktion auf Nase-Mund-Masken und Spuckschilder umstellten, entwickelte das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater Aktionen in den digitalen Kanälen. Online-Märchenlesungen, Hörspiele und der Theater-Podcast „Flüstertüte“ sollten jungen Menschen helfen, die Zeit zuhause zu überbrücken.

Neue Intendantin

Am Schauspiel Dortmund übernahm, mitten im Krisenjahr, Julia Wissert die Intendanz von Kay Voges. Statt mit einem großen Live-Programm, konnte ihr Vorgänger sich nur per Live-Stream von der Stadt verabschieden. Wissert schickte zum Start der neuen, von Abstands- und Hygieneregeln geprägten Spielzeit das Publikum nach draußen. Das Projekt „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden?“ umfasste auf einem Parcours Uraufführungen von fünf neuen Texten, inszeniert an Orten wie dem Hauptbahnhof oder einem maroden Hochhaus. Die neue Intendantin will mit solchen Projekten das Stadttheater in einer urbanen Metropole neu denken. Im neuen Lockdown, der wieder eine längerfristige Theaterschließung bedeutet, versuche sie, sich auf die Situation einzulassen. „Es würde unsere ganze Energie kosten, eine Wirklichkeit zu behaupten, die nicht mehr da ist“, sagte Wissert im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL.

Die neue Dortmunder Schauspiel-Intendantin Julia Wisert. Foto: Theater Dortmund / Hupfeld

Die neue Dortmunder Schauspiel-Intendantin Julia Wissert. Foto: Theater Dortmund / Hupfeld

An diesem Freitag, 11. Dezember, startet mit der Miniserie „Abgedreht!“ das digitale Programm am Schauspiel Dortmund. Die ungewöhnliche Dokumentation blickt hinter die Kulissen des Theaters. Einmal pro Woche, immer freitags ab 18.45 Uhr, gibt es auf der Theaterwebsite eine neue Folge. Ein Filmteam macht sich auf den Weg und begibt sich auf die Suche nach den phantastischen Theaterwesen, kündigt das Theater an. Zu sehen gebe es „verborgene Superkräfte und Aktivitäten, die uns in Staunen versetzen, weil sie unser Leben immer wieder ein wenig anders erscheinen lassen.“

Mehr über den Start von Julia Wissert am Dortmunder Schauspielhaus lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 06/2020.

wsp

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