Versicherungsverein im „Dritten Reich“
Eine neue Studie beleuchtet die Rolle der LVM Versicherung von 1933 bis 1945. Diese zeigt die Nähe des Unternehmens zur NS-Ideologie. Der „Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster“ war jedoch nicht unmittelbar an den Verbrechen der NS-Diktatur beteiligt.
Unter dem Titel „Bauernführer, Direktoren und Vertrauensmänner: Die LVM Versicherung im ‚Dritten Reich‘“ legt der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Prof. Johannes Bähr die erste wissenschaftlich-historische Untersuchung zum Unternehmen in der NS-Zeit vor. Darin zeigt er, wie die LVM aufgrund ihrer landwirtschaftlichen Ausrichtung und der ideologischen Zugehörigkeit ihrer Leitung eine besondere Nähe zum NS-Regime aufwies. Führungsgremien hätten 1933 frühzeitig und geschlossen ihre Ämter zu Verfügung gestellt und den Weg frei gemacht für die „ideologische und strukturelle Gleichschaltung“ durch das NS-Regime.
Versicherer für Landwirte in der NS-Zeit
Die LVM war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Haftpflicht- und Tierversicherer für Landwirte in Westfalen mit rund 80 Mitarbeitern. Das Unternehmen verzeichnete unter dem NS-Regime hohe Zuwächse bei der Mitgliederzahl und den Beitragseinnahmen. Im Gegensatz zu anderen großen Versicherungsunternehmen konnte die LVM ihren Geschäftsbetrieb nach dem Krieg fast nahtlos weiterführen. Mit der Gründung des Landwirtschaftsverbandes Westfalen-Lippe 1947 und der Wiederbegründung der Landwirtschaftskammer 949 erhielt auch der Versicherungsverein einen neuen Rückhalt.
Die LVM hatte die Studie bei der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens 2021 in Auftrag gegeben. Neben dem Unternehmensarchiv nutzte der Autor auch Quellen aus dem Bundesarchiv, dem Landesarchiv NRW und aus dem Westfälischen Wirtschaftsarchiv.
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