27.06.2011

Versteckte Kunstschätze und Idylle: Friedhöfe bieten Raum für Entdeckungen

Westfalen (wh). Sie sind die verborgenen Erholungs- und Kulturorte in Westfalen: Friedhöfe sind oft mit traurigen Erinnerungen verbunden, doch bieten sie unbekannte Naturschätze und wertvolle Denkmäler berühmter Künstler.
Der Friedhof Lauheide in Münster wird zu den schönsten Waldfriedhöfen Deutschlands gezählt. Das idyllisch an der Ems gelegene, 84 Hektar große Areal ist ein Rückzugsort für seltene Vogel- und Pflanzenarten und bietet Raum für lange Spaziergänge in der Natur. Als einen "Ort der Begegnung" will die Reihe "Dritter Sonntag im Monat" den Waldfriedhof vorstellen.
Hier finden regelmäßig Gospelkonzerte oder auch vogelkundliche Führungen statt; zum Beispiel stellt der Bildhauer Stefan Lutterbeck während eines Spazierganges die individuell gestalteten Grabmäler und manche Geschichten dahinter vor. Dabei werden die muslimischen Grabfelder, der Deutsche Ehrenfriedhof oder auch der Englisch Friedhof besucht, auf dem 740 britische Soldaten begraben sind, die während des Zweiten Weltkrieges im Münsterland fielen. "Diese Vielfalt der Grabfelder ist einmalig", erklärt Lutterbeck die Bedeutung der Lauheide.
Zahlreiche Denkmäler können auch auf den Gräbern des Zentralfriedhofs Münster entdeckt werden. Die 1887 eingeweihte Stätte im Stadtzentrum spiegelt den in Münster prägenden Katholizismus und das bürgerliche Leben der einstigen Provinzialhauptstadt wider. "An den Grabstätten findet man viele figürliche und naturalistische Darstellungen, zum Beispiel Kreuzigungsszenen. Das ist typisch für die Region", sagt Lutterbeck.
Mitten im Hagener Stadtleben bietet der Buschey-Friedhof einen stillen Ort von außergewöhnlicher kulturhistorischer Bedeutung: Die sich wandelnden Stilvorlieben der letzten 200 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen " vom Historismus über den Jugendstil bis zur Moderne. Besonders interessant sind die Grabstätten der Erben des Hagener Kunstsammlers Karl Ernst Osthaus, die mit wertvollen Skulpturen des belgischen Bildhauers Georges Minne ausgestattet sind. Regelmäßige Führungen des Hagener Osthaus-Museums stellen diese und weitere Kunstwerke vor.
Zu den größten deutschen Friedhöfen zählt der Bielefelder Sennefriedhof. 1912 eröffnet, ist das 100 Hektar große Areal im schlicht-modernen Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten, entspricht gleichzeitig aber den Idealen des Jugendstils mit seiner Natursehnsucht. Die künstlerische Gestaltung von Grabmälern wurde hier seit der Gründung gefördert, so dass berühmte Künstler wie Käthe Kollwitz und der expressionistische Bildhauer Peter August Böckstiegel Spuren hinterließen. Diese Nähe zur Kunst reicht bis heute. Zum 75. Jubiläum 1987 gratulierte einer der international einflussreichsten Künstler: Gerhard Richter würdigte den außergewöhnlichen Friedhof mit einem Artikel in der Fachzeitschrift "Das Gartenamt".

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