Eine junge Frau im Freiwilligen Sozialen Dienst spielt mit einem Senior Karten. Foto: Stiftung Nazareth / www.Betheljahr.de
03.08.2020

Viele FSJ-Stellen sind noch verfügbar

Die Corona-Pandemie hat in Westfalen großen Einfluss auf die Bewerbungen junger Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Derzeit sind noch zahlreiche Stellen überall in der Region offen.

„Viele interessierte junge Menschen waren unsicher, ob ein Dienst in sozialen Einrichtungen unter den gegebenen Bedingungen überhaupt stattfinden kann oder in welcher Form eine persönliche Bewerbung möglich ist“, sagt zum Beispiel Brigitte Eßling von der Stelle für Freiwillige Soziale Dienste (FSD) im Bistum Münster. Auch die Verschiebung der Abschlussprüfungen an den Schulen habe die jungen Menschen verunsichert und bei vielen erst zu einer späten Entscheidung für ein FSJ geführt. Daher seien zahlreiche Bewerbungen auch später als sonst üblich eingegangen. Eine Trend, den auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe bestätigt.

Im Bistum Münster sind derzeit noch einige der rund 1000 Stellen unbesetzt. Im Erzbistum Paderborn sind mehr als 200 FSJ-Stellen offen. In beiden Bistümer ist man aber optimistisch noch ausreichend Bewerber zu finden. Denn Corona hat auch dazu geführt, dass sich in einigen Regionen die Bewerberzahlen erhöht haben.

DRK verzeichnet viele Bewerbungen

So sind im Fachbereich Freiwilligendienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Unna mehr als 2000 Bewerbungen für rund 840 Stellen im Bereich FSJ und Bundesfreiwilligendienst eingegangen. Von dort aus werden die Stellen im DRK-Freiwilligendienst für ganz Westfalen koordiniert. „Wir werden aktuell fast mit Bewerbungen überrannt“, sagt Ingmar Uhrich, stellvertretender Fachbereichsleiter beim DRK. Grund dafür sei unter anderem, dass die jungen Menschen wegen der Corona-Pandemie ein geplantes Auslandsjahr nicht antreten können oder ihr Studium verschieben, da sie nicht mit einem Online-Semester starten möchten.

Trotz der hohen Bewerberzahlen gebe es aber regional große Unterschiede, erklärt Uhrich weiter. So gebe es im Sauerland nur wenige Stellen und auch sehr wenige Bewerber. Dagegen waren die FSJ-Stellen des DRK etwa in Bochum, Dortmund oder dem Kreis Unna weitestgehend schon im April besetzt.

350 Stellen im „Betheljahr“

Stefan Homann. Foto: Stiftung Nazareth / www.Betheljahr.de

Stefan Homann. Foto: Stiftung Nazareth / www.Betheljahr.de

Die von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel sind rund um Bielefeld ein großer Anbieter für den Freiwilligendienst. Rund 350 Stellen werden dort jährlich besetzt. „Das wird auch in diesem Jahr so sein“, sagt Stefan Homann, Leiter der Freiwilligenagentur Bethel. Auch wenn es derzeit kein Problem sei, ausreichend Bewerber für das „Betheljahr“ zu finden, habe er in den vergangenen Jahren schon einen Trend hin zu weniger Bewerbern festgestellt. Dieser halte auch in diesem Jahr an. „Vor fünf Jahren war die Bewerberzahl bei uns doppelt so hoch“, sagt Homann. Er führt den Rückgang darauf zurück, dass die Konkurrenz um junge Menschen größer geworden ist. Die Jahrgänge werden dünner.

Für die Einrichtungen – so auch in Bethel – sind die jungen Freiwilligen enorm wichtig. Sie unterstützen in der Alten- und Krankenpflege, in der Behinderten- und Jugendhilfe oder  übernehmen Fahrdienste und Schulbegleitungen. Vollwertige Stellen dürfen sie allerdings nicht ersetzen. Aber ihre Hilfe ist mehr als willkommen.

Zumal das FSJ für manchen Freiwilligen der Einstieg in einen Sozialberuf ist. Dadurch ist das Freiwillige Soziale Jahr ein wichtiges Instrument zur Nachwuchsgewinnung für die anbietenden Organisationen und Einrichtungen. „Viele junge Menschen entscheiden sich nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr hier zu bleiben und starten eine Ausbildung oder bleiben uns auf andere Art verbunden“, sagt Homann.

jüb/wsp

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