20.10.2011

Von Bild-Meditationen bis Art-Yoga: Westfälische Museen gehen neue Wege der Kunstvermittlung

Westfalen (wh). Taschenlampenführungen im Historischen Museum Bielefeld, Bild-Meditationen im Kunstmuseum Bochum und Blind-Date-Abende im LWL-Landesmuseum Münster: Um Besucher in ihre Ausstellungen zu locken, gehen zahlreiche westfälische Museen neue Wege der Kunstvermittlung. "Event zieht, Inhalt bindet" lautet das Motto, das sich in immer mehr Kulturangeboten wiederfindet.
So ist etwa nicht erst seit dem gleichnamigen Film bekannt, dass es "Nachts im Museum" manchmal spannender zugehen kann als tagsüber. Entdeckungstouren mit Taschenlampen sorgen vor allem bei jungen Museumsbesuchern für den zusätzlichen Motivationsschub. Im LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen, im Historischen Museum Bielefeld oder in der DASA Dortmund gehören sie mittlerweile zum Standardprogramm.
Eine ganz andere Zielgruppe verfolgen die "Kunst zum Verlieben"-Führungen im LWL-Landesmuseum in Münster. Hier können Singles nicht nur beim gemeinsamen Museumsbesuch ins Gespräch kommen, sondern beim anschließenden Abendessen das Kennenlernen vertiefen " die Plätze im nahe gelegenen Restaurant sind bereits reserviert.
Etwas weniger kommunikativ geht es bei den Bild-Meditationen im Kunstmuseum Bochum zu. Hier sollen nicht die Besucher sprechen, sondern die Kunstwerke. "Die Ruhe des Ortes ermöglicht es den Betrachten, in eine eigene, neue Welt einzutauchen", heißt es über das ungewöhnliche Angebot.
"Tatsächlich haben die Veranstaltungsprogramme in den vergangenen Jahren einen neuen Stellenwert bekommen", beobachtet Ingrid Fisch, die den Bereich Kunstvermittlung im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte leitet. Sie sieht diese Entwicklung positiv: "Wenn die Museumsbesucher selbst aktiv werden müssen, bleibt bei ihnen viel mehr im Gedächtnis als bei einer herkömmlichen Führung." Dabei ist es für sie aber wichtig, dass Veranstaltung und Thema zusammenpassen: "Sonst geht es nur noch um das Event und es droht die Gefahr der Verflachung."
Als besonders gelungene Kombination aus Unterhaltung und Kunstvermittlung erinnert sich Ingrid Fisch an die Yoga-Stunden, zu denen das LWL-Landesmuseum im Rahmen der Ausstellung "Neue Alchemie" im vergangenen Jahr eingeladen hatte: "Durch die Übungen eröffneten sich dem Publikum ganz neue Wahrnehmungsmöglichkeiten und die Besucher wurden gleichzeitig zu einem Teil einer Performance."
Zu einem Teil eines ganzen Orchesters können demnächst die Gäste im Dortmunder U werden. Dort erstreckt sich ab dem 29. Oktober auf der gesamten Ausstellungsetage im sechsten Obergeschoss eine Multimedia-Installation, die Besuchern das Gefühl gibt, Musiker bei einer Stravinsky-Aufführung zu sein. "Man kann mit Hilfe von Audio- und Videoprojektionen in der Horngruppe des Orchesters sitzen, sich am Schlagwerk ausprobieren, zum Taktstock greifen und die verschiedenen Orchesterstimmgruppen während des Spielens regulieren", heißt es über das re-rite-Projekt, das in Kooperation mit dem Dortmunder Konzerthaus präsentiert wird. Der Dirigent und Initiator Esa-Pekka Salonen sagt über diese ganz neue Art der Kunstvermittlung: "In einem Orchester zu sein, zu spüren wie 101 Musiker diese kraftvolle Musik spielen, ist einer der größten Adrenalinstöße und einer, den ich mit der Welt teilen möchte. Genau das tun wir jetzt."

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