Der Ausbau der Photovoltaik spielte beim Erreichen der Ziele in Bottrop eine wichtige Rolle. Foto: ICM
15.06.2021

Von der Kohlestadt zur Klimastadt

Positive Bilanz nach zehn Jahren: Das Klimastadt-Projekt InnovationCity Ruhr in Bottrop hat sein Ziel erreicht. Innerhalb von zehn Jahren wurden die CO2-Emissionen halbiert.

Die Stadt Bottrop und die Innovation City Management GmbH (ICM) haben ihre Bilanz für die „InnovationCity Ruhr | Modellstadt Bottrop“ vorgelegt. Das Projekt sei ein voller Erfolg, heißt es. „Der CO2-Wert ist ein Indikator in der InnovationCity und wir haben die Halbierung der Treibhausgase geschafft. Noch entscheidender aber ist die Vielzahl der Ergebnisse, die den nachhaltigen Wandel von der Kohlestadt zur Klimastadt belegen“, sagt ICM-Geschäftsführer Burkhard Drescher.

Das Projekt ist beispielhaft, zeigt es doch, dass mit großem Einsatz viel erreicht werden kann. So belegt Bottrop inzwischen unter allen Großstädten in NRW den Spitzenplatz bei der Photovoltaik-Dichte pro Einwohner. Außerdem wurden große Mengen CO2-Emissionen bei Wohngebäuden eingespart. Sanken diese Emissionen bundesweit zwischen 2010 und 2020 um rund 19 Prozent, sparte Bottrop in diesem Sektor 47 Prozent ein. Im Arbeits- und Industriebereich verringerte die Stadt den Ausstoß der klimaschädlichen Gase von 2009 bis 2020 um 56 Prozent. Bundesweit wurden im gleichen Zeitraum dagegen nur 5,3 Prozent eingespart.

„Außerordentlicher Erfolg“

„Die Emissionen im Pilotgebiet InnovationCity sind im Zeitraum 2009 bis 2020 um 47 bis 49 Prozent gesunken, das ist gemessen am Bundesdurchschnitt ein außerordentlicher Erfolg und zeigt die Wirkung der Vielzahl an durchgeführten Maßnahmen“, erklärt der wissenschaftliche Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Prof. Dr. Manfred Fischedick. Das Institut war mit der Validierung der Berechnungen der eingesparten CO2-Emissionen beauftragt worden.

Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler lobte die Bürger seiner Stadt: „Was wir in den vergangenen zehn Jahren in über 300 Einzelprojekten geschafft haben, ist eine enorme Leistung und nur mit der Power unzähliger Menschen zu meistern“, erklärt er. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit den InnovationCity-Veranstaltungen fast 12.000 Bürgerinnen und Bürger erreichen konnten.“

Weltweite Aufmerksamkeit

Zahlreiche Einzelmaßnahmen wie der Ausbau der Photovoltaik, Dachbegrünung, Radwegeausbau oder auch Ladesäulen in Laternen gehörten zu den Projekten. Im Fazit nach zehn Jahren heißt es: Kommunaler Klimaschutz verringert nicht nur Emissionen, er bedeutet zudem eine finanzielle Entlastung der Bürger, verbessert die Lebensqualität und schafft Arbeitsplätze.

Der Erfolg hat das Projekt weit über die Stadtgrenzen Bottrops hinaus bekannt gemacht. Delegationen aus aller Welt hätten sich in Bottrop über die Energiewende von unten erkundigt, heißt es in der Bilanzmitteilung. Die Ruhrgebietsstadt will sich auf dem Erreichten aber nicht ausruhen. „Wir hören mit den Themen Energieeffizienz und Klimaschutz nicht auf, wir machen weiter und integrieren vor allem die Mobilitätswende. Wir entwickeln die InnovationCity Bottrop zur Klimastadt Bottrop. Man wird von uns noch viel hören“, sagt der Oberbürgermeister.

Weitere Städte folgten Bottrops Beispiel

Die „Innovation City“ ist ein Projekt des Initiativkreises Ruhr, mit dem weltweit erstmals ein industriell geprägtes Stadtquartier umfassend energetisch saniert werden sollte. Ziel war ein klimagerechter Stadtumbau. Vor fünf Jahren folgten 15 weitere Stadt-Quartiere des westfälischen Ruhrgebiets dem Beispiel Bottrops und wurden zur „Innovation City“, darunter Quartiere in Dortmund, Gladbeck, Lünen und Recklinghausen.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin