Vorbereitung auf den Blackout
Die Kommunen in der Region treffen Vorbereitungen für einen möglichen Stromausfall in diesem Winter. Treibstofftanks werden gefüllt, Krisenstäbe und Notfallinfopunkte eingerichtet, um die Bevölkerung auch während eines Blackouts informieren zu können.
Dabei handelt es sich um Anlaufstellen, die bei einem Stromausfall zügig hochgefahren werden können. Wenn sowohl Fest- als auch Mobilfunknetz und das mobile Internet ausfallen, ist eine Information der Bevölkerung über Social Media und Internet nämlich nicht mehr möglich. „In den Notfallinfopunkten können dann Bürgerinnen und Bürger dringende Notrufe absetzen sowie Informationen über die Lage erhalten“, teilt der Kreis Borken mit.
Der Kreis Borken hat wie die Kreise Coesfeld und Steinfurt Erfahrungen mit einem großflächigen Stromausfall. Ende November 2005 knickten dort zahlreiche Strommasten unter einer enormen Schneelast um. Rund 250.000 Menschen in 25 Gemeinden waren zeitweise ohne Strom. Es dauerte teilweise mehr als vier Tage, ehe sie wieder ein Licht einschalten konnten. Besonders stark erwischte es die Gemeinde Ochtrup im Kreis Steinfurt. Dort waren 20.000 etwa eine Woche lang von der regulären Stromversorgung abgekappt. „Damals haben wir rund 650 Notstromaggregate, die uns von Kommunen und Organisationen aus ganz Deutschland zur Verfügung gestellt wurden, im und um den Ort aufgebaut, um eine Notstromversorgung herzustellen“, berichtet Dr. Martin Sommer, Landrat des Kreises Steinfurt, im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL.
Sommer war vor 17 Jahren Krisenstabsleiter des Kreises Steinfurt. Die Erfahrungen aus der Schnee-Katastrophe helfen nun auch bei den Vorbereitungen auf einen möglichen Blackout durch die Gasmangellage, sagt er. So investiert der Kreis rund 500.000 Euro ins Krisenmanagement, rund die Hälfte davon fließt in ein Norfallkommunikationssystem, mit dem sich die Einsatzkräfte auch im Falle eines Stromausfalls verständigen können. „2005 gab es noch ein analoges Funksystem, mit dem sich die Einsatzkräfte verständigen konnten. Das ist inzwischen durch ein digitales System ersetzt worden“, sagt der Landrat. Das wird während eines großflächigen Stromausfalls aber nicht funktionieren. Daher muss eine Alternative her. Andere Teile des Geldes werden benötigt, um weitere Notstromaggregate anzuschaffen. „Wir füllen die Kraftstofftanks auf, um Notstromaggregate und unsere Einsatzfahrzeuge im Krisenfall betreiben zu können“, sagt Sommer.
Krisenstäbe in Vorbereitung
Im Kreis Coesfeld, in dem 2005 vor allem die Städte Rosendahl, Billerbeck, Nottuln und Coesfeld betroffen waren, hat man seither „insbesondere die Krisenstabstrukturen ausgebaut und verbessert“, so ein Sprecher des Kreises. Zur Vorbereitung auf ein aktuelles Blackout-Szenario wurde im Kreis Coesfeld eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, die in engem Austausch mit den Energieversorgern steht. So soll schnelles Handeln im Krisenfall ermöglicht werden. Ein Krisenstab wird vorbereitet. Um Einsatz- und Rettungskräfte mobil zu halten, füllt der Kreis außerdem seine Treibstoffbehälter auf. Weil bei einem Stromausfall auch das Fest- und Mobilfunknetz zusammenbricht, wurden Satellitentelefone angeschafft, um die Kommunikation im Ernstfall aufrechtzuerhalten.
Auch der Kreis Borken hat Vorbereitungen getroffen, um einem möglichen großflächigen Stromausfall begegnen zu können. Die Maßnahmen reichen vom Ausbau der Notstromversorgung in den kreiseigenen Gebäuden und Rettungswachen über eine Sicherstellung der Treibstoffversorgung für die Fahrzeuge und Notstromaggregate bis hin zu einer stromnetzunabhängigen Kommunikation mittels Satellitentelefonen, Funk und Starlink, so der Kreis. Zudem stehe man im Austausch mit Betreibern von kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäusern, der Landwirtschaft oder Wasserwerken. Diese seien verpflichtet, eigene Vorsorgemaßnahmen für den Fall eines Blackouts zu treffen. Ebenso werden kommunale Unterbringungsmöglichkeiten für Teile der Bevölkerung für den Notfall vorbereitet. In Borken werden kreiseigene Berufskollegs etwa mit Notstromaggregaten ausgestattet, die dann als Notunterkunft dienen könnten.
Rückkehr zum Analogfunk
Auch andere Regionen in Westfalen bereiten sich intensiv auf einen großflächigen Stromausfall vor. So hat der Märkische Kreis gemeinsam mit den Kommunen die „AG Bevölkerungsschutz“ eingerichtet. Jede Kommune des Kreises soll mindestens ein „Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentren“, kurz „Kiez“, einrichten. Häufig sind diese in Feuerwehrhäusern untergebracht. Im Kreis Soest gab es am vergangenen Wochenende eine groß angelegte Kommunikationsübung. Feuerwehren, Deutsches Rotes Kreuz, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Technisches Hilfswerk und Malteser Hilfsdienst haben dabei den Analogfunk auf Herz und Nieren getestet. Eigentlich haben die Einsatzkräfte längst auf Digitalfunk umgestellt. Doch könnte die analoge Variante zum Einsatz kommen, wenn andere Kommunikationsmittel wegen eines Stromausfalls nicht mehr funktionieren.
Im Münsterland gibt es zudem eine Informationskampagne, die auf eine Initiative der Bezirksregierung zurückgeht. Unter dem Motto „Vorsorge statt Sorge“ wurden Tipps zusammengetragen, wie sie sich die Bürgerinnen und Bürger auf einen Blackout vorbereiten können. Dazu Landrat Sommer: „Wir wollen keine Panik schüren, aber wir müssen den Menschen die Wahrheit sagen: Im Fall eines Blackouts kann nicht jedem sofort von Seiten der Behörden geholfen werden. Deshalb muss jeder individuell vorsorgen.“ Wie das geht, erklärt die Bezirksregierung hier.
jüb/wsp