Vorbild Wettringen
Die Gemeinde im Kreis Steinfurt geht bei der Förderung des Radverkehrs mit besonders gutem Beispiel voran.
Meistens nimmt Bürgermeister Berthold Bültgerds das Fahrrad, wenn er zu seiner Arbeitsstätte im Rathaus von Wettringen fährt. Fahrradfahren war immer schon „sein Ding“, da ist er ganz Münsterländer. Und in der 8300 Einwohner zählenden Gemeinde macht das Radfahren besonders viel Spaß. Das zeigt auch das gute Abschneiden der Gemeinde beim Fahrradklimatest des ADFC. Dort landet Wettringen seit Jahren regelmäßig auf Platz 1 in der Kategorie der Städte bis 20.000 Einwohner. Bültgerds erklärt das Erfolgsrezept so: „Seit 2004 haben wir ein Radwegenetz-Konzept. Als ich 2015 angefangen bin als Bürgermeister, hatten wir schon eine gute Ausgangslage. Wir wollen das aber immer noch weiter voranbringen. Dabei ist es wichtig, dass Rat, Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger mitmachen und das unterstützen.“
Eigens Fahrradbrücken gebaut
Seit über 20 Jahren werde das Rad bei der Projektplanung etwa von Siedlungen oder Wirtschaftsflächen immer von vornherein mit berücksichtigt, so Bültgerds. So kommt es, dass es in Wettringen gute und kurze Wege für Radfahrer ins Orts- und zum Schul- und Sportzentrum gibt. Es wurden sogar eigens Fahrradbrücken gebaut, damit wichtige Routen abseits von Hauptverkehrsstraßen geführt werden konnten. Außerdem sind an viel frequentierten Orten in der Gemeinde ausreichend Stellplätze für die „Fietsen“ vorhanden.
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„Darüber hinaus gibt es zu allen Nachbarkommunen durchgehende Radfahrverbindungen abseits der Straßen. Außerdem halten wir unsere Wirtschaftswege in einem guten Zustand, weil wir wissen, dass diese auch vom Radverkehr intensiv genutzt werden“, so Bültgerds. Das ist aufwändig. 150 Kilometer dieser Wirtschaftswege und etwa 80 Kilometer Radwege im Ort müssen in Schuss gehalten werden.
Kleine Kommunen im Vorteil
Dem Wettringer Bürgermeister ist dabei durchaus bewusst, dass es für kleinere Kommune – zumal finanziell gesunde und topographisch günstig gelegene wie Wettringen – einfacher ist, etwas für den Radverkehr zu tun, als für Städte in Ballungsräumen. Doch auch dort geht es voran. Zum Beispiel in Dortmund, wo der fuß- und radverkehrsfreundliche Umbau des Schwanen- und Ostwalls als größte Baumaßnahme des EU-Förderprojektes „Emissionsfreie Innenstadt“ im März 2021 begonnen hat. Erste Abschnitte sind bereits fertiggestellt.
Solche Projekte sind in größeren Städten oft umstritten, weil der Platz, den die Radfahrer bekommen, den Autofahrern genommen wird. Doch auch in ländlichen Regionen müsse man das Auto immer mitdenken, erklärt Bültgerds. Schließlich sind dort viele Menschen wegen der schlechteren Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr auf den eigenen Pkw angewiesen. „Trotzdem liegt unser Fokus schon auf dem Radverkehr. Seit 2019 haben wir mehr als drei Millionen Euro in neue Radwege investiert“, so der Bürgermeister.
Untersuchungen zeigen, dass der Radverkehr in Wettringen rund 30 Prozent vom Gesamtverkehr ausmacht. Damit liegt die Gemeinde im Münsterland deutlich über dem Landesdurchschnitt. „Es wäre sicher schön, wenn wir das noch weiter ausbauen könnten“, sagt Bültgerds: „Aber viel Luft ist da aktuell nicht mehr.“
jüb, wsp
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