Teile der Neufunde aus den Jahren 2018 bis 2020. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Hermann Menne
01.04.2021

Waffenhort aus der Eisenzeit

Einen landesweit einzigartigen Fund haben Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Schmallenberg auf dem Wilzenberg präsentiert: ein Waffenhort aus der Zeit der Kelten. 

Mehr als 100 Fundstücke, darunter Lanzenspitzen, Teile von Speeren, Schwerter, Bruchstücke von Schildbuckeln und Teile von Pferdegeschirr sowie verschiedene Werkzeuge haben Fachleute am Wilzenberg geborgen. Entdeckt hatte sie Heimatforscher Matthias Dickhaus. Im Auftrag und in Abstimmung mit der LWL-Archäologie für Westfalen habe er den Ort zwischen 2018 und 2020 mit einem Metalldetektor abgesucht und dabei die Stücke aus der Eisenzeit, zwischen 300 v. Chr. und Christi Geburt, gefunden, teilt der LWL mit.

„Der Waffenhortfund ist der größte in NRW und verknüpft zudem das Sauerland mit komplexen Vorgängen im eisenzeitlichen Europa“, erklärt LWL-Archäologe Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe. Die Fundstücke seien von großer Bedeutung für die Archäologie im Land und beleuchteten die kultischen Handlungen eisenzeitlicher Krieger nach einer gewonnenen militärischen Auseinandersetzung.

Zerstörung der erbeuteten Waffen

Die Forscher gehen davon aus, dass im Umfeld des Wilzenbergs bei Schmallenberg ein Kampf stattgefunden hat. Die Sieger hätten ihren Triumph vollendet, indem sie die erbeuteten Waffen, Gürtel und Pferdegeschirre auf die Wallburg brachten, so LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler. Offenbar haben sie viele der Stücke mutwillig beschädigt, bevor sie dann auf dem Wilzenberg zur Schau gestellt und sich selbst überlassen wurden, heißt es weiter.

Diese überregional seltene Trense hat zwei seitliche Griffstücke, mit dem das Pferd geführt werden konnte. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Hermann Menne

Diese überregional seltene Trense hat zwei seitliche Griffstücke, mit dem das Pferd geführt werden konnte. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Hermann Menne

Ein Fundstück ist für die Archäologen besonders interessant: ein Teil einer sehr seltenen Art von Pferdetrensen. Die geborgenen Griffteile zum Führen des Pferdes lassen vermuten, dass diese Trensenart bei Pferden verwendet wurde, die einen Streitwagen zogen. Die Verwendung des Gebissstücks erlaubte es dem Wagenlenker, das Pferd sehr präzise durch die Schlacht zu führen – für einen Krieger auf einem Streitwagen im Gewimmel sei das überlebenswichtig gewesen.

Der Wilzenberg bei Schmallenberg ist heute ein beliebtes Ausflugs- und Pilgerziel. Auf seiner Kuppe sind mehrere Wälle sichtbar, die die Fachleute als Ruinen einer Befestigung aus Holz, Steinen und Erde – als sogenannte Wallburg – erkannt haben.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin