Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache an der Steinstraße in Dortmund. Foto: Stefanie Kleemann, Dortmund Agentur
27.10.2022

Wandel der Erinnerungskultur

Vor 30 Jahren eröffnete die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund in einem ehemaligen Polizeigefängnis. Der Erinnerungsort steht vor einer Neuausrichtung.

Das Polizeigefängnis wurde 1928 in Betrieb genommen und existierte bis 1958. Allein von 1933 bis 1945 wurden dort mehr als 66.000 Menschen inhaftiert und vor allem politische Gegnerinnen und Gegner durch die Gestapo misshandelt. Eine ständige Ausstellung thematisiert in dem historischen Gebäude an der Dortmunder Steinstraße die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. „Die Schau wurde in den 1980er Jahren konzipiert. Analog zur gesellschaftlichen Debatte lag der Fokus der inhaltlichen Schwerpunkte damals stark auf dem Thema Widerstand gegenüber dem NS-Regime“, berichtet Markus Günnewig, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache. Im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung sollen die Geschichten der Häftlinge stehen. „Das Polizeigefängnis zeigte ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verfolgung, auch von Menschen mit abweichenden Lebensentwürfen, also zum Beispiel Homosexuellen. In der zukünftigen Schau wollen wir darstellen, was sich an den Systemgrenzen, also 1933 und 1945, veränderte“, so Günnewig.

Mehr Raum für Bildungsarbeit

Die Bildungsarbeit soll in Zukunft in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache einen größeren Stellenwert einnehmen. In einem Neubau, angesiedelt neben dem historischen Gebäude, sollen Seminarräume Platz finden. Außerdem soll es dort die Möglichkeit geben, Wechselausstellungen zu präsentieren. Geplant ist, den Neubau und die neue Dauerausstellung zeitgleich zu eröffnen. Ein Termin steht jedoch noch nicht fest. 

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Mahn- und Gedenkstätte geht es am 31. Oktober um 19 Uhr in einer Podiumsdiskussion im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte um „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der NS-Erinnerung“. Veränderungen in der Erinnerungskultur und mögliche Konsequenzen für NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte sind Themen der Gesprächsrunde. Auf dem Podium vertreten ist neben Günnewig und Stefan Mühlhofer, Direktor des Stadtarchivs, auch Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena. 

„Die neue Steinwache“ steht im Mittelpunkt eines Vortrags am 27. Oktober um 19 Uhr im Dortmunder Keuninghaus.

aki, wsp

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