
Wasser soll noch sauberer werden
Mikroschadstoffe belasten zahlreiche Gewässer. Daher sollen Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Zum Beispiel in Dortmund-Deusen.
Zu den Mikroschadstoffen zählen Arzneimittel, Kosmetika, Pestizide und sonstige Chemikalien. Über das Abwasser werden sie in Flüsse eingebracht. Die enthaltenen Nährstoffe und Hormone haben dort einen negativen Einfluss auf Flora und Fauna. So verstärken sie etwa das Pflanzenwachstum. Dadurch wird dem Wasser Sauerstoff entzogen. Ohne Sauerstoff können Fische nicht überleben. Auch nehmen Hormone, die ins Abwasser gelangen, Einfluss auf die Fischpopulationen. Daher dürfen Medikamente nicht über die Toilette entsorgt werden, sondern gehören in die Apotheke oder den Restmüll.
Um den Folgen durch die Mikroschadstoffe in den Gewässern zu begegnen, hat die Europäische Union noch vor der Wahl am 9. Juni die Kommunalabwasser-Richtlinie (KARL) beschlossen. Die Richtlinie verpflichtet zum Ausbau der großen Kläranlagen im Einzugsbereich von mehr als 150.000 Einwohnern. Auch wenn KARL noch vom neuen EU-Parlament bestätigt werden und dann in nationales Recht umgesetzt werden muss, hat das Land NRW bereits beschlossen, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden müssen.
Starkes Pflanzenwachstum durch Nährstoffeintrag
In Dortmund-Deusen hat die Emschergenossenschaft bereits Ende 2022 mit der Umrüstung der dortigen und größten ihrer Kläranlage begonnen. „Etwa 80 Prozent des gesamten Wassers in der Emscher stammen aus Kläranlagen“, sagt der Sprecher der Emschergenossenschaft Ilias Abawi. In Trockenzeiten kann der Anteil auf bis zu 90 Prozent steigen. Die Folgen können Spaziergänger entlang der Emscher sehen: Ab Deusen gelangen die Abwasser mit den Mikroschadstoffen in die Emscher. Vor dem Einlass des Klärwerks ist die Emscher daher weitgehend „blau“ dahinter ist sie „grün“. Die Nährstoffe im Wasser lassen die Pflanzen und Algen zu stark wachsen.

Starkes Pflanzenwachstum prägt die renaturierte Emscher unmittelbar hinter dem Klärwerk Dortmund-Deusen. Foto: EGLV/Klaus Baumers
Die meisten Kläranlagen reinigen das Wasser in drei Stufen – mechanisch, biologisch, chemisch. Danach ist das Wasser auch sauber und für den Menschen unbedenklich. Allerdings bleiben Mikroschadstoffe im Wasser. Diese können erst seit einigen Jahren festgestellt werden, da sich die Analyseverfahren immer weiter verfeinert haben. Für eine vierte Reinigungsstufe gibt es unterschiedliche Verfahren. In Bad Sassendorf etwa wird das Abwasser mit Ozon behandelt, um ein besonders sauberes Ergebnis zu erzielen. In Dortmund-Deusen soll dagegen die Pulveraktivkohlefiltration mit Tuchfilter zum Einsatz kommen.
Mikroschadstoffe als Herausforderung
Die Herausforderung der nächsten Jahre wird laut Elke Reichert, Präsidentin des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sein, die aktuellen konventionell arbeitenden Kläranlagen mit weiteren Verfahren aufzurüsten, um so viele Mikroschadstoffe wie möglich herauszufiltern. Landesweit verfügen aktuell etwa 20 der rund 600 Kläranlagen über eine vierte Reinigungsstufe, bis 2039 sollen mehr als 100 weitere Anlagen nachgerüstet werden, heißt es aus dem LANUV. Die Umrüstung wird vom Land gefördert.
jüb, wsp