Wasserkraftausbau nur Rinnsal
Der Ausbau der Wasserkraft stockt. In Westfalen kamen im vergangenen Jahr nur zwei neue Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 150 Kilowatt (kW) hinzu.
Das zeigt eine Auswertung des Marktstammdatenregisters durch den Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). „Bei solchen Zahlen verbietet es sich, von Ausbau zu sprechen“, sagt Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des LEE NRW. Schon in den vergangenen Jahren kam der Ausbau der Wasserkraft nicht voran. So habe es im letzten Jahrzehnt bei der installierten Wasserkraftleistung im Land lediglich ein Plus von deutlich unter zehn Megawatt gegeben. Dabei wäre NRW nicht das Industrieland, das es heute ist, wenn es zu Beginn der Industrialisierung nicht die Wasserkraft gegeben hätte, so Vogel weiter.
2023 wurde der Neubau einer Wasserkraftschnecke am Stauwehr eines Wasserkraftwerkes in Fröndenberg mit einer Leistung von 132 kW realisiert. Außerdem wurde eine private Kleinturbine mit einer Leistung von 18,5 kW in Hemer in Betrieb genommen. Das war es an neuinstallierter Wasserkraftleistung in Westfalen-Lippe. Insgesamt laufen in der Region derzeit 384 Wasserkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 135 Megawatt. 97 Anlagen mit einer Leistung von 98 Megawatt liefern im rheinischen Landesteil NRWs Energie. Landesweit die meisten Wasserkraftwerke arbeiten im Regierungsbezirk Arnsberg (238 Anlagen/120 Megawatt), hier vor allem im Hochsauerlandkreis (99/32).
Verband fordert Landesregierung zum Handeln auf
Der LEE NRW fordert von der Landesregierung klare Weisungen an die Wasserbehörden, die Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Anlagen zu beschleunigen. Denn moderne Wasserkraftwerke seien durch ihre stetige und gut planbare Verfügbarkeit bei dezentralen Projekten mit hoher Netzverträglichkeit ein sicherer Energielieferant und zudem nachhaltig und fischfreundlich.
Außerdem rechnet der Verband vor, dass durch einfache Modernisierung bestehender Anlagen der durchschnittliche Stromertrag kurzfristig um 20 bis 25 Prozent gesteigert werden könne. LEE NRW sieht aber auch großes Potenzial in der Umrüstung bestehender Wehre und Staustufen. Davon gebe es in NRW mehr als 13.000, dennoch seien dort bisher nur knapp 480 Anlagen zur Wasserkraftnutzung verbaut. Auch der Ausbau an Talsperren habe noch großes Potenzial, heißt es weiter. An 40 von 81 Talsperren landesweit werde die Wasserkraft erst genutzt.
jüb, wsp