Manche der Webgewichte aus Ton waren vollständig erhalten. Dieses pyramidenstumpfartige Stück weist kreuzförmige Einkerbungen auf. Foto: LWL-Archäologie/M. Baales
24.02.2022

Weberei an der A2

In Hamm ist Archäologen ein Glücksgriff gelungen: Bei Bauarbeiten fanden sie eine seltene Webgrube aus vorchristlicher Zeit.

180 archäologische Befunde kamen bei den Grabungen nördlich der A2 zwischen Hamm und Bönen ans Licht. Die Flächen grenzen an eine Siedlungskammer der Eisenzeit, die durch frühere Ausgrabungen freigelegt wurde. „Im Westen der untersuchten Fläche haben wir Spuren eines weiteren Gehöfts der mittleren bis jüngeren Eisenzeit, also etwa 400 vor Christus bis zur Zeitenwende, freigelegt“, erklärt Grabungsleiter Dr. Sebastian Senczek.

Außergewöhnlich dabei ist ein Fund, der in einer Grube mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern und einer Tiefe von 40 Zentimetern gemacht wurde. „An der Oberfläche dieser kleineren Grube, direkt unterhalb des hellen Lehmbandes, befanden sich etwa 20 in einem Paket gegeneinander gedrückte tönerne Webgewichte unterschiedlichen Typs“, sagt Senczek. 

An der Basis der Grube lagen zahlreiche tönerne Webgewichte bzw. deren Fragmente. Foto: Archaeologie.de/S. Senczek

An der Basis der Grube lagen zahlreiche tönerne Webgewichte bzw. deren Fragmente. Foto: Archaeologie.de/S. Senczek

Obwohl Webgewichte laut der Fachleute keine Seltenheit in eisenzeitlichen Siedlungen sind, bringt der Fund eine Besonderheit mit sich: „Die große Anzahl und die Kombination verschiedener Typen ist äußerst ungewöhnlich“, so die LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy. 

Sencek ordnet weiter ein: „Die verschiedenen Typen in Zusammenhang mit ihrer Lage und Anordnung sprechen dafür, dass es sich hierbei um eines der wenigen Beispiele einer eisenzeitlichen Webgrube handeln dürfte.“ Die Kettfäden des Webstuhls wurden durch die tönernen Gewichte in der tiefer hinabreichenden Grube auf Spannung gehalten, der Webstuhl selbst muss sich also unmittelbar über der Webgrube befunden haben, vermuten die Experten.

„Eine solche Anzahl gut erhaltener Webgewichte unterschiedlicher Art in ihrer ursprünglichen Lage anzutreffen ist ein Glückstreffer. Vergleichbare eisenzeitliche Webgruben sind mir zum Beispiel aus dem mittelosteuropäischem Raum bekannt“, so Senczek.

wsp

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