Weihnachten unter Druck
Ein „Julleuchter“ zeigt in der Ausstellung „Und vergib uns unsere Schuld“ im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim, wie die Nazis das Weihnachtsfest umdeuten wollten.
Das langfristige Ziel von führenden Nationalsozialisten wie Hitler und Goebbels war es, das Weihnachtsfest von der christlichen Tradition zu lösen. „Weihnachtsschmuck, Gebäck oder Lieder wurden von christlichen Bezügen bereinigt. SS-Leute feierten statt Weihnachten das Julfest mit Julleuchtern. Vorweihnachtskalender sollten den Adventskalender ersetzen, berichtet Museumsleiter Dr. Ingo Grabowsky. „Die Nationalsozialisten haben mit vergleichsweise großem Aufwand versucht, das Weihnachtsfest im Sinne ihrer Weltanschauung umzudeuten. Allerdings waren die christlichen Traditionen so stark, dass der Erfolg dieser Politik überschaubar blieb“, sagt er. So gaben christliche Traditionen und der Glaube vielen Menschen auch die Kraft, um die Kriegsjahre zu überstehen.
Germanenverehrung
Julleuchter und Julkugeln als Kultgegenstände heidnischer Germanenverehrung, die auch mit Hakenkreuzsymbolen versehen wurden, sind nach 1945 aus dem öffentlichen Leben verschwunden. „Es gelang den Nationalsozialisten in ihrer vergleichsweise kurzen Herrschaftszeit von gut zwölf Jahren nicht, christliche Traditionen zu beseitigen“, sagt Grabowsky. Spuren ihrer Politik seien aber bis heute zu finden. Dazu zählen in der NS-Zeit entstandene Winterlieder wie „Hohe Nacht der klaren Sterne“. „Auch der Weihnachtsmann begegnet uns heute noch allerorten“, bemerkt Grabowsky. Dieser war in der NS-Zeit anstelle des Christkindes getreten, um den christlichen Bezug des Weihnachtsfestes möglichst zu tilgen.
Die Sonderausstellung „Und vergib uns unsere Schuld? Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus“ ist bis zum 18. Mai 2025 im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim zu sehen. Geöffnet täglich außer Mo. 10 bis 18 Uhr. Ein 130-seitiger Begleitband im ist im Verlag Schnell und Steiner zum Preis von 19,95 Euro erhältlich.
Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 03/2024 und hier. Mehr über die Klöster in Westfalen lesen Sie in unserem aktuellen Magazin.
wsp