Dr. Robert Damme hat 36 Jahre an dem "Westfälischen Wörterbuch" gearbeitet. Passend zu seinem Ruhestand hat er das Werk nun abgeschlossen. Foto: LWL/Markus Bomholt
21.10.2021

„Westfälisches Wörterbuch“ komplett

Mit dem fünften Buchband vervollständigt die LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens die bisher umfangreichste westfälische Sprachdokumentation.

„Was lange währt, wird endlich gut“, sagt der Volksmund. Wenn es danach geht, muss das „Westfälische Wörterbuch“ sehr gut gelungen sein. Denn seine Fertigstellung hat fast 50 Jahre gedauert. Fünf Bände mit mehr als 3600 Seiten und rund 90.000 Stichwörtern umfasst das Wörterbuch, das von der Kommission für Mundart- und Namenforschung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe herausgegeben wird.

„Für Westfalen-Lippe ist dies ein lang erwarteter Meilenstein: Der Wortschatz der niederdeutschen Sprache, die unsere Region nachhaltig geprägt hat, ist mit dem Westfälischen Wörterbuch nun ausführlich wissenschaftlich dokumentiert“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb. „Damit können Forschungen zum aktuellen Sprachgebrauch in Westfalen-Lippe auf ein solides Fundament gestellt werden“, so Löb weiter, der auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes ist.

Interesse an plattdeutscher Sprache lässt nach

Dr. Robert Damme hat einen Großteil seines beruflichen Lebens der Erstellung des Wörterbuchs gewidmet. Mehr als 30 Jahre hat er ausschließlich daran gearbeitet. Mitte der 1980er begann er mit seiner Arbeit. „In den 1990er-Jahren lag noch nicht einmal der erste Band vollständig vor. Es war vollkommen unklar, ob das Wörterbuch jemals fertiggestellt werden kann“, so Damme. Inzwischen ist der 67-Jährige im Ruhestand. Dass er das Projekt kurz vorher abschließen konnte, mache ihn glücklich, sagt er gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL.

Als das Projekt Anfang der 1970er Jahre begonnen wurde, war das Wörterbuch nicht ausschließlich für Wissenschaftler, sondern auch für „die Leute in der Region“ gedacht, sagt Damme. Das ist es auch immer noch, allerdings habe das Interesse an der plattdeutschen Sprache in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen. Damme findet das sehr schade, schließlich hätten einige Begriffe aus der westfälischen Mundart auch in der regionalen Umgangssprache Einzug gehalten.

Klüngelpott und Pölter

„Da gibt es zum Beispiel den Klüngelpott, ein Schimpfwort für einen Menschen, der nicht gerade zügig vorankommt“, erklärt Markus Denkler, Geschäftsführer der LWL-Kommission. Häufig höre man auch, dass sich die Menschen „auf den Patt machen“. Und auch das Wort „Pölter“ für „Schlafanzug“ werde in einigen Regionen immer noch täglich gebraucht. Im Westfälischen Wörterbuch könne man nun nachschlagen, woher diese Begriffe stammen.

Etwa einen halben Regalmeter bräuchte man Platz, wenn man sich das Gesamtwerk anschaffen möchte. Von „A“ (Ausruf bei unangenehmen Empfindungen) bis „Ypern“ (Stadt in Flandern) reichten die Einträge, teilt der LWL mit. Wer Einträge mit „Z“ vermisst, dem sei gesagt: Wörter, die im Hochdeutschen mit „Z“ beginnen, haben im Niederdeutschen zumeist ein „T“ am Anfang. So wird aus „Zeit“ beispielsweise „Tied“.

Übrigens: Eine digitale Fassung soll voraussichtlich im kommenden Jahr kostenfrei im Internet verfügbar sein.

jüb/wsp

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