
Westfalen feiert Namenstag
In Dortmund diskutierten Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur über Identität und Zukunft der Region. Auszeichnung für kreative Beiträge von Jugendlichen.
„Westfalen feiert 1250. Geburtstag, wir feiern Namenstag!“ Unter diesem Motto hatten die Stiftung Westfalen-Initiative (SWI) und der Westfalen e.V. zahlreiche Institutionen und Unternehmen, Initiativen und Vereine eingeladen. Sie haben eine Gemeinsamkeit: das „Westfälische“ in ihrem Namen. Rund 200 Gäste diskutierten im Westfälischen Industrieklub darüber, welche Stärken die Region ausmachen und vor welchen Herausforderungen sie steht. „Mit dieser Feier stärken wir die Verbundenheit mit Westfalen und leisten damit einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Region“, sagte Dr. Hans Moormann, Vorstandsvorsitzender der SWI.
Jubiläum „1250 Jahre Westfalen“
„Westfalen ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann“, stellte Dr. Kirsten Witte, Direktorin am Zentrum für Nachhaltige Kommunen bei der Bertelsmann Stiftung, fest. Mit Blick auf die Globalisierung sei es umso wichtiger, eine eigene Identität und Selbstbewusstsein zu haben. „Wir können aus eigener Kraft Gutes vollbringen“, sagte Witte im Gespräch mit Dr. Georg Lunemann, dem Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Der Landesdirektor betonte die Notwendigkeit einer starken Lobby der Region in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Als Region mit zahlreichen Weltmarktführern dürfe man selbstbewusst auftreten. Das „Festjahr 1250 Jahre Westfalen“ führe Vielfalt und Reichtum der westfälischen Geschichte und Kultur vor Augen. Ein Höhepunkt sei die zentrale Ausstellung „775 – Westfalen“, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 15. Mai eröffnen wird.

Götz Alsmann, Dr. Hans Moormann (Stiftung Westfalen-Initiative), Landesdirektor Dr. Georg Lunemann und Manfred Müller vom Verein Westfalen e.V. beim Namenstag in Dortmund. Foto: SWI
Doch wer und was ist eigentlich „westfälisch“? Manfred Müller, Vorstandsvorsitzender des Westfalen e.V. bekräftigte, dass man Westfale nicht durch Geburt, sondern durch Haltung werde. Bestes Beispiel hierfür sei Neven Subotić. Der ehemalige Fußballprofi und Stifter der Well Fair Foundation für sauberes Trinkwasser verbinde Bodenständigkeit mit Weltoffenheit. Subotić, geboren im ehemaligen Jugoslawien, erzählte, wie seine Zeit beim Fußballclub Borussia Dortmund ihn geprägt hat: „Vielleicht heißt westfälisch zu sein, mehr zu tun als von einem erwartet wird. In Westfalen wird Erfolg nicht gekauft, sondern erarbeitet. Damit kann ich mich voll identifizieren.“
Auseinandersetzung mit Heimat
Die Ideen von Schülerinnen und Schülern für die Zukunft der Region standen im Wettbewerb „Unser Westfalen – gestern, heute und morgen“ im Mittelpunkt. NRW-Schulministerin Dorothee Feller zeichnete beim „Namenstag“ Jugendliche aus, die sich in ganz unterschiedlichen Projekten mit dem Thema Heimat beschäftigt haben. Insgesamt 10.000 Euro an Preisgeldern wurden vergeben. Der erste Platz ging an eine Klasse der Realschule Hamm-Heessen, die sich in einer Ausstellung, einem Quiz und einer Umfrage mit Westfalen auseinandergesetzt haben. „Ihr alle zeigt eines sehr deutlich: Dass Westfalen weit mehr ist als eine Region auf der Landkarte, mehr als nur ein Ort, an dem wir leben. Westfalen als eure und als unsere Heimat bedeutet Identität und Zugehörigkeit, bedeutet aber auch Verantwortung“, sagte Feller auf der Bühne zu den Preisträgerinnen und Preisträgern.

Die Preisträger des Wettbewerbs „Unser Westfalen“ mit Christoph Dammermann, Geschäftsführer der Stiftung Westfalen-Initiative. Foto: SWI
In der Podiumsdiskussion des Unterhaltungskünstlers Götz Alsmann, der Kabarettistin Lioba Albus und des Autors Peter Prange („Unsere wunderbaren Jahre“) stand einmal mehr die Frage nach Heimat im Mittelpunkt. Prange zitierte Gottfried Herder mit den Worten „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“ und verwies humorvoll auf unterschiedliche Mentalitäten zwischen seinem Wohnort Tübingen und dem sauerländischen Altena, wo er aufgewachsen ist. „Dort gilt es als Ausdruck von Zuneigung jemanden ‚Blödmann‘ zu nennen!“ Zum Abschluss des Programms unterhielt Götz Alsmann mit der Ukulele und charmanten Liedern. Und er wusste, warum es keine westfälische Volksmusik gibt. Die Salonmusik sei dafür verantwortlich: „In den Familien wurde eher Strauß als Volkslieder gespielt.“
Annette Kiehl, wsp