20.07.2010

Westfalen heute spezial: Licht aus! Immer mehr Städte in Westfalen sparen bei der Straßenbeleuchtung

Westfalen (wh). Licht ausmachen und Geld sparen – das gilt nicht nur zu Hause, sondern auch bei der Straßenbeleuchtung. Diese steht in vielen Städten Westfalens auf dem Prüfstand.
In dieser Woche hat die Stadt Herford erstmals die Straßenlaternen in den Außenbezirken von 0 bis 5 Uhr abgeschaltet. 120.000 Euro pro Jahr soll diese Maßnahme sparen. Die Stadt Ahlen wird ab Freitag, 23. Juli, von 23 bis 5 Uhr morgens die Beleuchtung in Gewerbegebieten abschalten.
Das sind keine Einzelfälle: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young steht das Straßenlicht ganz oben auf den Sparlisten der Kommunen. 31 Prozent der Städte und Gemeinden planen demnach, Leistungen zu reduzieren " oft unter Protest von Bürgern, die um die Sicherheit im Straßenverkehr und auf den Gehwegen fürchten.
Das öffentliche Licht einfach komplett abzuschalten ist jedoch gar nicht möglich, erklärt Martin Lehrer, Sprecher des Städte- und Gemeindebundes NRW: "Die Straßenbeleuchtung zählt laut Gesetz zur Daseinsvorsorge der Städte. Worin diese genau besteht, ist jedoch unklar. Die Grenzen sind fließend."
Das Spar-Potenzial beim Straßenlicht prüfen zurzeit viele finanzschwache Kommunen in Westfalen, bestätigt Lehrer. Denn die Beleuchtung auf Gehwegen sei ein erheblicher Posten im städtischen Haushalt und kann nicht als Gebühr auf Passanten umgelegt werden.
Als ideale Lösung für das Problem gilt die Umrüstung der Leuchttechnik, zum Beispiel auf energiesparende LED-Lampen. Doch nicht immer, so der Sprecher des Städte- und Gemeindebundes, seien die Kommunen die Eigentümer der Lampen und können über Investitionen entscheiden. Gerade in kleinen Städten sind häufig Energieversorgungsunternehmen verantwortlich. Eine weitere Hürde ist die Geldnot: Überschuldete Städte können nur unter strengen Vorgaben Kredite für die neue Technik aufnehmen.
Kreative Lösungen sind gefragt: Die Stadt Dorsten (Kreis Recklinghausen) zum Beispiel dimmt das Licht, indem sie nur eine von zwei Leuchten in den einzelnen Laternen einschaltet. Die Stadt Rheine im Kreis Steinfurt hingegen plant, die Eigentümer von angrenzenden Grundstücken an den anstehenden Investitionen für die Umrüstung auf Energiesparlampen zu beteiligen.
Über die Grenzen Westfalens hinaus bekannt wurde die Gemeinde Dörentrup im Kreis Lippe mit dem Projekt "Dial4Light". Hier können Bürger die Beleuchtung der einzelnen Straßenzüge per Handy anknipsen. Ein Anruf bei den Stadtwerken und ein Zahlencode genügen, um die gewünschten Laternen umgehend für 15 Minuten zum Leuchten zu bringen.
Den Anrufer kostet das Licht auf dem Gehweg nur die Telefongebühr. Die weiteren Kosten, etwa für Strom, Montage und Lizenzen, übernimmt die Gemeinde. Die Investition soll sich bereits innerhalb eines Jahres durch niedrigere Energiekosten bezahlt machen, so die Stadtwerke Lemgo, die das Projekt entwickelten.
"Wie ein Lichtschalter", funktioniere der Service, verspricht Verkaufsleiter Bernd Klemme. 85 Prozent der Bürger würden mit dem System laut Umfragen gut zurechtkommen.
Nach dem Testlauf in Dörentrup wird "Dial4Light" nun großflächig vermarktet. Viele deutsche Kommunen und über 30 Länder weltweit seien interessiert, so Klemme.
Die Idee für das Projekt stamme von einem Bürger aus Lemgo und beruhe auf dem Prinzip der Beleuchtung im eigenen Schlafzimmer, sagt der Verkaufsleiter: "Da macht man das Licht ja auch nur an, wenn man es braucht."

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