Beim tonwelten-Tag in Everswinkel konnten Interessierte hören, wie ihr Ort klingt. Foto: Andreas Hasenkamp
06.09.2023

Wie klingt das Münsterland? 

Das Projekt „tonwelten“ hat in den vier Gemeinden Ascheberg, Everswinkel, Heiden und Nordwalde genau hingehört. 

Nordwalde klingt anders als Heiden und Heiden anders als Everswinkel. „Aber natürlich sind sich die Klänge manchmal auch ähnlich. Das liegt daran, dass sie aus einer Region, dem Münsterland, stammen. Dort gibt es ähnliche Bebauung, ähnliche Landschaften“, sagt Mirijam Streibl. Sie ist promovierte Musikwissenschaftlerin und Soundkünstlerin und für die tonwelten als Kuratorin tätig.

Der Field Recordist Nils Mosh hat mit seinen Mikrofonen über mehrere Monate mehr als 100 Stunden Audiodaten gesammelt. Unzählige Klang- und Geräuschschnipsel sind so entstanden. Er hat genau hingehört und nachgefragt, hat Töne aus der Natur und Tierwelt gesammelt, aber auch Maschinen- oder technischen Geräuschen und Klängen nachgespürt, die menschengemacht sind. Wie hört sich die Rotation der Windräder in Heiden an? Welche Geräusche dringen bei Nacht am Schloss Westerwinkel in Ascheberg ans Ohr? Wie muhen die Kühe in Nordwalde? Und welche Laute macht ein antikes Spinnrad im Mitmach Museum Up’n Hoff in Everswinkel?

Sammeln, verwandeln, vermitteln

Mit dem Projekt wollen die Macher die Klanglandschaften des Münsterlands erkunden und für den Hörsinn sensibilisieren. Es bleibt aber nicht bei den gesammelten Ausschnitten. Künstler und Komponistinnen haben die akustischen Schnipsel verwandelt und in Kompositionen oder auch Hörreisen verwandelt. So kreiert die Komponistin Midori Hirano ausgehend von den Geräuschen und Klängen, die in den vier Gemeinden im Münsterland aufgenommen wurden, für das tonwelten Festival eine Komposition, die am 16. September in Münster uraufgeführt wird.

Verwandeln und Vermitteln sind wichtige Bestandteile des Tonwelten-Projekts. Foto: Andreas Hasenkamp

Verwandeln und Vermitteln sind wichtige Bestandteile des Tonwelten-Projekts. Foto: Andreas Hasenkamp

Der aus Münster stammende Klangarbeiter Hans Tammen hat für jeden der vier Orte zudem eine interaktive Multi-Channel-Klang-Installation geschaffen, die an den tonwelten-Tagen in den Gemeinden erlebt werden kann. Für den tonwelten­-Tag Münster installiert er zudem das „Klang-Meer Münsterland“.

Klänge der vier Orte im Internet

Die Weiterverarbeitung der Töne und Klänge und ihre Vermittlung sei wesentlicher Bestandteil des Projekts, sagt Streibl. Hätte man es nur bei den ursprünglichen Geräuschen belassen, wäre von den Hörern schnell ein Urteil gefällt. „Ach so, das ist ja nur eine Säge. Aber dass der Klang der Säge beim genauen Hinhören zu einem Lied werden kann und fast wie eine menschliche Stimme klingt, diesen Effekt erzielen wir oft, in dem wir dahin einführen“, sagt sie.

Die Macher der tonwelten: Mirijam Streibl und Eicke Riggers. Foto: Nike Gais

Die Macher der tonwelten: Mirijam Streibl und Eicke Riggers. Foto: Nike Gais

Der erste tonwelten-Tag ist am vergangenen Wochenende in Everswinkel gefeiert worden. Dort gab es zahlreiche Wiedererkennungsmomente, berichtet Streibl. So habe eine Frau gleich zurückgemeldet, dass sie ihren Heimatort erkannt habe. Und zwar an einem Marktschreier, den es nur bei ihnen in Everswinkel gebe.

Einige Sounds sind im Internet auf der tonwelten-Website zu hören. An den kommenden Aktionstagen in Ascheberg (6.9.), Heiden (12.9.) und Münster (16.9.) können Interessierte aber auch Klangreisen oder Hörgeschichten lauschen.
Die Termine und alle weiteren Infos finden Sie hier.

jüb, wsp

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