Das Deutschlandticket soll im kommenden Jahr teurer werden. Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont
11.07.2024

Wie teuer wird das Deutschlandticket?

Die Verkehrsminister der Länder haben eine Preiserhöhung für das Deutschlandticket im kommenden Jahr angekündigt. Wie hoch diese ausfallen soll, ist aber noch unklar.

Die Westfalentarif GmbH sieht der Erhöhung mit gemischten Erwartungen entgegen. Auf der einen Seite sei es wichtig, Finanzlücken zu schließen. „Doch mit jedem Prozent, das das Ticket teurer wird, geht auch ein Teil der Nachfrage verloren“, sagt Dr. Oliver Mietzsch, Mitglied der Geschäftsführung der Westfalentarif GmbH. Unter dem Strich könnte es also passieren, dass den Verkehrsverbünden trotz einer Erhöhung der Ticketpreise Geld in der Kasse fehle, weil eine größere Zahl an Abonnenten abgesprungen sei, so Mietzsch weiter.

Aktuell kostet das Ticket für den gesamten Regionalverkehr mit Bus und Bahn 49 Euro. Es ist vor allem für Pendlerinnen und Pendler interessant, die vor der Einführung des Deutschlandtickets meist sehr viel tiefer für ihr Abo in die Tasche greifen mussten. Zugleich ist der Geltungsbereich (ganz Deutschland) deutlich größer – und das Wirrwarr der verschiedenen Tarifzonen fällt weg. Unter dem Strich hat die Mehrzahl der Kundinnen und Kunden auch im Westfalentarif mehr Leistung für weniger Geld bekommen. Das funktioniert nur dank der Förderung durch Bund und Länder. Drei Milliarden Euro haben sie sich das bisher pro Jahr kosten lassen. Aus 2023 sind noch rund 300 Millionen Euro übrig, weil der Start des Tickets erst im Mai erfolgte. Die Verkehrsverbünde können diesen Betrag nutzen, um das Defizit in 2024 auszugleichen. Damit wird das errechnete bundesweite Minus von rund 4,1 Milliarden Euro etwas verringert.

NRW-Verkehrsminister kritisiert den Bund

„Wenn der Bund seine Aufgabe erfüllt, haben wir kein Problem. Wir brauchen Vertrauen und Planungssicherheit. Und beides haben wir aktuell nicht“, sagt Mietzsch. Denn laut einem Entwurf zum neuen Regionalisierungsgesetz will der Bund etwa 350 Millionen Euro aus seiner geplanten Finanzierung für das Deutschlandticket 2025 wieder abziehen, so Mietzsch weiter. Für die Zeit danach gibt es bisher kein Bekenntnis zum Deutschlandticket seitens des Bundes. Die Länder haben dagegen ihre Zusage für eine weitere Förderung für die nächsten zehn Jahre schon gegeben, unter der Bedingung, dass auch der Bund unterstützt.

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer kritisierte den Bund nicht nur für seine zögerliche Haltung. „Absolut unverständlich ist, dass der Bund den Ländern die Finanzierung von Vergünstigungen des Deutschlandtickets aus Regionalisierungsmitteln – wie zum Beispiel in NRW das Schülerticket –  verbieten will. Das ist vor dem Hintergrund von Verlässlichkeit und Planbarkeit nicht nachvollziehbar. So drohen hunderttausende Abos verloren zu gehen“, sagt Krischer nach der Verkehrsministerkonferenz zu Beginn der Woche.

Fahrgastverband: Fünf Euro Erhöhung sind vertretbar

Wie die Finanzierung des Deutschlandtickets zukünftig aussehen wird, ist also noch unklar. Klar ist aber auf jeden Fall, dass das Ticket teurer wird. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält eine Erhöhung von fünf Euro für vertretbar und ausreichend. Ähnlich sieht das auch die Westfalentarif GmbH. Eine Erhöhung zwischen fünf und zehn Prozent werden die meisten Kunden wohl mittragen, darüber hinaus könnte es aber schwierig werden. Sollte die Preiserhöhung kräftiger ausfallen, könnte es zahlreiche Kündigungen geben. Eine solche Entwicklung gelte es zu vermeiden, sagt Mietzsch: „Schließlich haben wir seit Anfang des Jahres eine stetig wachsende Nachfrage nach dem Deutschlandticket registriert.“

jüb, wsp

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