Dr. Birgit Schulte vom Osthaus Museum, Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Dr. Stephanie Tasch von der Kulturstiftung der Länder freuen sich über den Erwerb des Gemäldes „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“. Foto: Clara Treude/Stadt Hagen
06.06.2023

Wiedergutmachung für Raubkunst

Das Hagener Osthaus Museum hat mit dem Gemälde „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ des französischen Impressionisten Pierre Auguste Renoir ein zentrales Werk für seine Sammlung gesichert.

Das Gemälde hat eine komplexe Geschichte. Dessen rechtmäßiger Eigentümer war Jakob Goldschmidt (1882-1955), der zu den bedeutenden Bankiers der Weimarer Republik zählte. Aufgrund seines jüdischen Glaubens wie auch seiner exponierten Position wurde er vom nationalsozialistischen Regime verfolgt. Im Frühjahr 1933 floh Goldschmidt aus Deutschland und emigrierte 1936 in die USA. Sein Vermögen wurde in den Folgejahren beschlagnahmt und seine Kunstsammlung versteigert; darunter das Renoir-Gemälde. Nach mehreren Stationen erwarb Fritz Berg, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen das Bild. Nach dem Tod von dessen Witwe gelangte die Kunstsammlung Berg in das Osthaus Museum Hagen und ermöglichte zusammen mit weiteren Schenkungen den Aufbau der städtischen Kunstsammlung. Zuvor war die Folkwang-Sammlung des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus nach dessen Tod nach Essen gegangen. Das Renoir-Gemälde steht für Osthaus’ Anspruch, eine Galerie der zeitgenössischen Kunst mit ausgewählten Werken der französischen Impressionisten aufzubauen. 

Große Bedeutung für Erben

Die umfangreichen Recherchen zur Provenienz, also zur Herkunft des Bildes, machten deutlich, dass es sich dabei um Raubkunst handelt. Die Stadt Hagen folgte daher der Empfehlung von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum Umgang mit NS-verfolgungsbedingtem Kulturgut und restituierte Goldschmidts Erben, machte also den Schaden wieder gut. Im Anschluss konnte die Stadt das Gemälde für das Osthaus Museum zurück erwerben, in dessen Sammlung es seit 1989 gezeigt wird.

„Wir sind den Erben zu Dank verpflichtet, dass das Gemälde für die Sammlung des Osthaus Museums gesichert werden konnte“, sagte Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Die Anwältin von Goldschmidts Enkeln machte deutlich, dass die Bereitschaft der Stadt Hagen, das Unrecht und die Vermögensverluste, die Goldschmidt während des NS-Regimes erlitten hatte, wiedergutzumachen, den Erben des Bankiers viel bedeute.

Das Bild „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ wird weiterhin in der ständigen Ausstellung des Hagener Osthaus Museums zu sehen sein.

wsp

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