Nicht nur "anne Trinkhalle" wird Ruhrdeutsch gesprochen. Philipp Cirkel hört den Regiolekt an vielen Orten in der Region – vom Einkaufszentrum bis zum Zoo. Foto: Pixabay
22.08.2024

 „Wir treffen uns anne Bude“

Ein „Walkshop“ in Bochum begibt sich auf die Spuren des Ruhrdeutschen. Der mit dem Karl-Zuhorn-Preis ausgezeichnete Linguist Philipp Cirkel berichtet zwischen Trinkhalle und Bratwurst-Bude über die Eigenheiten der Alltagssprache im westfälischen Revier.

Herr Cirkel, Sie laden zu einem „Walkshop“ in Sachen Ruhrdeutsch ein. Was ist das eigentlich?
Wir unternehmen einen Spaziergang durch die Bochumer Innenstadt. Dabei geht es aber weniger um Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr um die Frage, wie man im Ruhrgebiet eigentlich so spricht. Unterwegs machen wir Halt an Trinkhallen, einem Eiscafé und auch am Bratwursthaus, das angeblich von Herbert Grönemeyer in dem Song „Currywurst“ besungen wurde – und damit vielleicht doch so eine Art Sehenswürdigkeit und vor allem ein beliebter Treffpunkt ist.

Philipp Cirkel. Foto: privat

Philipp Cirkel. Foto: privat

Und dort belauschen Sie die Bochumer?
Nicht unbedingt. Es geht mir vielmehr darum, rund um das Thema Ruhrdeutsch ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel wenn es um die Frage geht, wie diese regionale Sprachform eigentlich funktioniert und ob es auch in Zukunft noch heißen wird: „Wir treffen uns anne Bude“.

„Anne Bude“ und „Komma bei die Omma“ – fast jeder im Ruhrgebiet kennt solche Aussprüche. Was ist typisch am Ruhrdeutschen?
„Komma“ oder auch „anne Bude“ sind gute Beispiele für das Ruhrdeutsche. Wörter, wie eben „Komm mal“ oder „an der Bude“, werden zusammengezogen und verschmelzen. Das ist schon sehr typisch für das Ruhrgebiet und in anderen Regionen mitunter nicht ganz verständlich.

Gerade ist der neue Duden erschienen. Gibt es denn ein Wort aus dem Ruhrdeutschen, das einen Eintrag verdient hätte?
Ich mag „Hömma“ sehr gern. Es ist zum einen eben ein gutes Beispiel für die Verschmelzung zweier Worte, also „Hör mal“. Vor allem aber ist es eine sehr sympathische Art, Menschen anzusprechen. „Hömma“ hat nichts belehrendes, es ist nahbar und bodenständig. Das dürften gern auch Menschen in anderen Regionen benutzen.

Der „Walkshop Ruhrdeutsch“ mit Philipp Cirkel, der an der TU Dortmund forscht, findet am Samstag, 24. August, statt. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Buddenbergplatz hinter dem Bochumer Hauptbahnhof. Während des 2,5 Kilometer langen Weges gibt es vier Erfrischungsstopps bis der Rundgang gegen 16.30 Uhr am Bratwursthaus im Bermudadreieck endet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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