Christina Kampmann. Foto: SPD-Landtagsfraktion NRW
26.09.2019

„Wir treten aus voller Überzeugung an“

Gemeinsam mit Staatsminister Michael Roth hat sich die ehemalige NRW-Familienministerin Christina Kampmann aus Bielefeld um den Parteivorsitz der SPD beworben. Bei einer Regionalkonferenz in Kamen stellten die Politiker ihre Pläne vor. Im Interview mit westfalenspiegel.de fordert die Bielefelder Politikerin unter anderem eine kostenlose BahnCard 50 und macht deutlich: Sie will an die Spitze ihrer Partei.

Sie haben sich gemeinsam mit dem Europa-Staatsminister Michael Roth als erstes Duo um den SPD-Vorsitz beworben. Wie wollen Sie die SPD retten?
Unsere Partei muss wieder ein spannender Ort für gesellschaftliche Debatten werden. Michael Roth und ich haben konkrete Vorschläge zu den Bereichen Klimaschutz, Digitalisierung, Geschlechtergerechtigkeit und Europas Zukunft vorgelegt. Die SPD braucht aber insgesamt mehr Mut zu einer klaren Haltung. Wir müssen es mit nicht immer allen Recht machen und in unserer Programmatik die Kompromisse gleich vorwegnehmen. Michael Roth und ich wollen die SPD wieder zur Heimat der Weltverbesserer und Mutmacherinnen machen.

Warum sollten die SPD-Mitglieder Sie und nicht ein bekannteres Duo wählen?
Wir beide sind ja das jüngste Team im Wettbewerb. Viele Parteimitglieder sehnen sich nach einem echten Aufbruch mit frischen Gesichtern. Uns musste niemand erst überreden oder in die Pflicht nehmen – wir treten aus voller Überzeugung an. Wir wollen der SPD nicht nur gute Inhalte bringen, sondern auch wieder mehr Zuversicht und Hoffnung vermitteln.

Angenommen Sie gewinnen. Welche Themen wollen Sie zuerst anpacken?
Wir brauchen ambitionierte Maßnahmen zum Klimaschutz, die sozial ausgewogen sind und auch die Pendlerinnen und Pendler in den ländlichen Regionen im Blick haben. Deshalb wollen wir die schwarze Null hinter uns lassen und massiv in Schiene und öffentlichen Nahverkehr investieren. Wir fordern zum Beispiel eine kostenlose BahnCard 50, damit Bahnfahren für Pendlerinnen und Pendler attraktiver wird. Gleichzeitig müssen wir endlich vorankommen beim Ausbau unserer digitalen Infrastruktur. Es kann nicht sein, dass es immer noch weiße Flecken auf der Landkarte gibt, wo kein Internetzugang verfügbar ist.

Mehr als die Hälfte der „Bewerbungsgespräche“ ist schon vorbei. Wie haben Sie die Reise durchs Land bisher erlebt? 
Das Interesse ist riesig, die Säle sind voll. Man fühlt, dass die Partei lebendig und diskussionsfreudig ist. Jede Regionalkonferenz ist anders – da wird einem bewusst, wie bunt und vielfältig unsere SPD ist. Und aus den Veranstaltungen nehmen wir ganz viele neue Ideen und Impulse mit. Es wird eine wichtige Aufgabe sein, diese Potenziale in Zukunft besser zu nutzen.

Die SPD nimmt sich viel Zeit für die Auswahl der neuen Führungskräfte. Ist eine derart intensive Beschäftigung mit sich selbst für eine Regierungspartei aktuell angebracht?
Die Regierungsarbeit hört ja nicht auf, nur weil wir eine neue Parteispitze suchen. Es ist gut und richtig, dass wir uns die Zeit nehmen, alle Mitglieder unserer Partei in einem breiten basisdemokratischen Prozess einzubinden. Dieses offene, transparente Verfahren ist einzigartig in dieser Form. Und wir drehen uns doch nicht nur um uns selbst. Bei den Regionalkonferenzen diskutieren wir über die Themen, die derzeit alle Menschen in unserem Land beschäftigen: Klimaschutz, Mobilität, Digitalisierung, Europa oder die Zukunft des Sozialstaats.

Am Wochenende kommen Sie nach Kamen – was erwarten Sie von Ihrem „Heimspiel“?
Als Ostwestfälin ist es ja kein richtiges Heimspiel, aber natürlich freue ich mich sehr auf die Konferenzen hier in Nordrhein-Westfalen. Das gibt einem die Gelegenheit, viele bekannte Gesichter zu treffen und mit ihnen über unsere Ideen für die Zukunft der Partei und des Landes zu diskutieren.

wsp

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