Die Gedenkstätte für die Opfer des Germanwings-Absturzes auf dem Waldfriedhof Haltern-Sundern. 150 Menschen waren bei dem Unglück am 24. März 2015 ums Leben gekommen. Darunter eine Schulklasse des Joseph-Koenig-Gymnasiums in Haltern am See mit 14 Schülerinnen, zwei Schülern und zwei Lehrerinnen. Foto: epd-bild/FriedrichxStark
24.03.2025

„Wir vergessen die Opfer nicht“

Vor zehn Jahren, am 24. März 2015, stürzte eine Germanwings-Maschine auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf über den französischen Alpen ab. An Bord waren auch 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus Haltern am See. Im Interview spricht Bürgermeister Andreas Stegemann über die Erinnerung an die Katastrophe und den Umgang mit der Trauer.

Andreas Stegemann

Andreas Stegemann

Herr Stegemann, wie begeht man in Haltern am See den zehnten Jahrestag?
Jeder Jahrestag der Katastrophe spielt in der Stadt eine große Rolle. Wir gedenken der Schulklasse mit ihren Lehrerinnen, die bei dem Absturz ums Leben kam. Am 24. März gibt es im Josef-König-Gymnasium eine kleine Veranstaltung, bei der der Schulleiter spricht und die Schulband spielt. Dann läuten die Glocken und es folgt eine Schweigeminute. Später findet eine Messe in der Stadtkirche statt. Hier kommen viele Menschen zusammen, die ihrer Trauer Ausdruck verleihen möchten.

Wie ist die Erinnerung an das Ereignis heute noch in der Stadt spürbar?
Haltern am See hat rund 39.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Da kennt man sich und fast jeder ist auf irgendeine Art und Weise mit den betroffenen Familien verbunden. Die Anteilnahme und das Mitgefühl sind Teil der DNA unserer Stadt. Wir haben vor zehn Jahren versprochen, die Opfer des Absturzes nicht zu vergessen und das wird so gelebt. Heute gibt es in dem Gymnasium natürlich neue Schülergenerationen und es kommen über die Jahre auch andere Themen dazu, die die Stadtgesellschaft bewegen. Trotzdem bleibt die Verbundenheit mit den Angehörigen bestehen und das wird immer so bleiben.

Das Lea Drüppel Theater ist in einem ehemaligen Kino in Haltern am See angesiedelt. Foto: Markus Wenzel

Das Lea Drüppel Theater ist in einem ehemaligen Kino in Haltern am See angesiedelt. Foto: Markus Wenzel

Wie wird das Gedenken lebendig gehalten?
Der Umgang mit der Trauer ist sehr individuell. Hier in Haltern am See war weniger die Ursachenforschung zum Absturz ein Thema, sondern vor allem die Erinnerung an die Kinder und die Lehrerinnen, die ihr Leben verloren haben. So ist es einigen Familien ein Anliegen, dass ihre Söhne und Töchter mit ihrer Lebensgeschichte weiterhin sichtbar bleiben. Auf Initiative von betroffenen Eltern ist das Lea Drüppel Theater in einem früheren Kino entstanden. Dort können sich Kinder und Jugendliche im Theaterspiel ausprobieren; es gibt zahlreiche Workshops und Kooperationen mit Schulen. Eine andere Familie hat eine Stiftung gegründet, die Praktika von Schülerinnen und Schülern im Ausland unterstützt. Niemand kann den Verlust der Kinder wieder gut machen. An diesen Beispielen sieht man aber, dass aus dem Gedenken auch viel Positives entstanden ist.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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