Wohnungsnot und steigende Mieten sind in vielen Städten ein Thema. Foto: Alexander Hauk, pixelio.de
06.01.2025

Bezahlbare Wohnungen sind Mangelware

Die Zahl der Menschen ohne Wohnung ist in Westfalen deutlich gestiegen, vor allem in ländlichen Regionen.

Zur Jahresmitte 2023 waren in Westfalen 47.885 Menschen wohnungslos gemeldet, das sind mehr als 55 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr (30.815), berichtet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Im NRW-Wohnungsnotfallbericht der Landesregierung wurden erstmals mehr Menschen in den Landkreisen (63 Personen pro 10.000 Einwohnende) als in den kreisfreien Städten (55 Personen) unter den insgesamt rund 109.000 Wohnungslosen in NRW gezählt. Wohnungslosigkeit ist also längst kein reines Großstadtphänomen mehr. „Die Wohnungslosigkeit ist auf dem Land nur weniger sichtbar, weil Menschen eher bei der Familie oder Freunden schlafen und nicht auf der Straße leben“, sagt LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann. Zur Wohnungslosenstatistik zählen auch Geflüchtete, die in Sammelunterkünften leben. Sie gelten als sogenannte „untergebrachte Wohnungslose“.

Rund 20.000 der wohnungslosen Personen nahmen 2023 Hilfsangebote der 40 regionalen Beratungsstellen in Anspruch, die vom LWL finanziert werden. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Drei Viertel aller Klienten waren männlich; mehrheitlich waren sie zwischen 30 und 40 Jahre alt. Die Beratungsstellen kümmern sich um Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten. „Viele unserer Klientinnen und Klienten sind auf Sozialhilfe angewiesen. Kleine Wohnungen für eine Person sind in diesem unteren Preissegment jedoch Mangelware. Der Bestand reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken“, sagte Hartmut Baar, Leiter des LWL-Inklusionsamts Soziale Teilhabe, im Sozialausschuss.

„Wohnung zuerst“

„Housing First“, also „Wohnung zuerst“, lautet der Titel eines Projektes, das der LWL zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit ins Leben gerufen hat. Es verfolgt den Ansatz, Betroffenen unmittelbar eine eigene Wohnung zu vermitteln – mit regulärem Mietvertrag und ohne Vorbedingungen. Dann greifen weitere Hilfen. Um Wohnungen im Rahmen von „Housing first“ vermitteln zu können, unterstützt der LWL Wohnungseigentümer beim Neubau und Erwerb sowie bei der Sanierung von bezugsfertigen Wohnungen. Zudem sichert der Kommunalverband Schäden und Mietausfälle ab. Der LWL und die  LWL-Sozialstiftung stellen bis 2027 sechs Millionen Euro bereit, um das Projekt in Westfalen flächendeckend anzubieten. Bislang wurden in der Region in zwei Jahren 56 Wohnungen vermittelt. „Ein Erfolg angesichts des angespannten Wohnungsmarktes“, sagt Lunemann.

wsp

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