Zahl der Apotheken sinkt weiter
In Westfalen müssen die ersten Apotheken aus Personalmangel schließen. Gleichzeitig bereiten sich die Apotheker der Region auf die Einführung des E-Rezepts vor.
Mit Sorge blickt die Apothekenkammer Westfalen-Lippe (AKWL) auf die Entwicklung der Apothekerzahlen und den Fachkräftemangel in der Branche. „Derzeit zählen wir in den drei Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster nur noch 1781 Apotheken. Davon werden 474 als Filialen geführt“, sagt der Hauptgeschäftsführer der AKWL, Dr. Andreas Walter. Der sich daraus ergebende Wert von nur noch 1307 Selbstständigen sei der niedrigste seit 1968. Damit wird 2022 im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken sinken.
„In den vergangenen 20 Jahren haben mehr als zwei von fünf Inhaberinnen und Inhabern ihre Selbstständigkeit aufgegeben. Inzwischen erleben wir die ersten Schließungen aus Personalmangel“, so Walter. In den westfälisch-lippischen Apotheken sind derzeit weit über 1.000 Stellen unbesetzt.
Modellregion zum E-Rezept
Nach der Pandemie steht die nächste Herausforderung für die Apotheken vor der Tür: Ab dem 1. September ist Westfalen eine von zwei Modellregionen für die Einführung des elektronischen Rezepts. Anfang 2023 soll das E-Rezept flächendeckend in Deutschland eingeführt werden. „Wir können drei Monate vor dem Start belegen, dass über 98 Prozent der Apotheken mit den für den Start erforderlichen E-Health-Konnektoren, Heilberufsausweisen und Institutionenkarten ausgestattet sind“, sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der AKWL, auf der Kammerversammlung in Münster.
Mit dem digitalen Rezept soll zum einen die Zettelwirtschaft im Gesundheitswesen beendet werden. Zugleich versprechen sich Experten, dass die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer wird. Denn das E-Rezept ermögliche eine Medikationserinnerung ebenso wie einen Medikationsplan mit eingebautem Wechselwirkungscheck. So könne einfach überprüft werden, ob alle verordneten Arzneimittel untereinander verträglich seien, heißt es beim Bundesgesundheitsministerium. Zudem sollen die Abläufe in der Arztpraxis und der Apotheke mit dem elektronischen Rezept einfacher werden.
Die Kammerpräsidentin sieht die Apotheken der Region gut auf die Umsetzung des E-Rezepts vorbereitet. Gleichzeitig forderte Overwiening aber auch, „dass verbliebene technische Unzulänglichkeiten im Verarbeitungsprozess von E-Rezepten insbesondere auf Seiten vieler Krankenkassen abgestellt werden“.
jüb/wsp