Zielmarke 2026
Am 2. Dezember vor zwei Jahren wurde die A45-Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid gesperrt. Für die Region gleicht diese Situation einem Super-Gau: Spediteure müssen große Umwege fahren, der Umleitungsverkehr belastet Anwohner in Lüdenscheid. Erste Meilensteine auf dem Weg zum Neubau der Talbrücke Rahmede wurden 2023 erreicht. Bis der Autoverkehr wieder rollen kann, wird es aber noch bis 2026 dauern.
Seit dem 7. Mai ist die marode Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid Geschichte. An diesem Tag sackte der Betonkoloss innerhalb weniger Sekunden nach der Sprengung in sich zusammen. Im Sommer konnte dann auch die Vergabe für den Ersatzneubau verkündet werden. „Die erfolgreiche Vergabe ist der Startschuss für den Neubau der Talbrücke Rahmede. Damit kommen wir unserem Ziel bedeutend näher, die Sauerlandlinie A 45 in Lüdenscheid schnellstmöglich wieder durchgängig befahrbar zu machen. Wir haben den Vergabeprozess beschleunigt und sogar schneller als vorgesehen abgeschlossen. Die beauftragte Bietergemeinschaft wird den Neubau nun mit Hochdruck voranbringen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing damals.
Inzwischen sind die Brückenreste abgeräumt, wurde das Baufeld vorbereitet. „Die nächsten Schritte sind die Installation der ersten Großbohrgeräte noch in diesem Jahr, um die Bohrpfähle zur Tiefgründung zu erstellen“, so eine Sprecherin der Autobahn Westfalen GmbH gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Dann soll auch zeitnah der Pfeilerbau beginnen.
Politische Aufarbeitung des Desasters
Nicht nur der Neubau, sondern auch die politische Aufarbeitung, wie es überhaupt zu dem Brücken-Desaster in Südwestfalen kommen konnte, läuft weiter. Nachdem vor knapp zwei Wochen weitere Experten im Untersuchungsausschuss angehört wurden, kam heraus, dass es wohl lediglich Glück gewesen sein, dass es nicht zu einem Zusammenbruch der Brücke bei laufendem Verkehr gekommen sei. Demnach seien die Wasser- und Korrosionsschäden an der Rahmedetalbrücke bereits seit vielen Jahren bekannt gewesen. Auf die bekannten Schwächen hatte die Autobahn GmbH nach Angaben der Sprecherin bereits vor Jahren mit einer Reduzierung des Verkehrs, Tempolimits, einem Abstandsgebot von 50 Metern für Lkw sowie einem Überholverbot reagiert.
Zahlreiche Autobahnbrücken sind sanierungsbedürftig. Sorgenkind ist die Sauerlandlinie A45. Die Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid ist nicht mehr zu retten. Abriss und Neubau sind dort die einzige Option. Lesen Sie unser Dossier zum Thema
Auch andere Autobahnbrücken werden saniert oder neugebaut. So etwa die Talbrücke Sterbecke der A45 zwischen den Anschlussstellen Hagen-Süd und Lüdenscheid-Nord. Insgesamt ist die Autobahn Westfalen GmbH für eine große Zahl an Brücken zuständig. In dem Gebiet vom niedersächsischen Emsland bis ins nördliche Hessen geht es um rund 3600 Einzelbauwerke. „Wir haben die Brücken permanent im Blick und gehen die Bauwerke mit einem schlechten Traglastindex oder schlechten Zustandsnoten vordringlich an“, so die Sprecherin weiter.
Das Grundproblem: Als die Brücken in den 1960er und 1970er Jahren gebaut wurden, basierte ihre Planung auf anderen Verkehrsprognosen. „An der A45 ging man zum Beispiel von 25.000 Fahrzeugen am Tag aus. Heute sind es zwischen 70.000 und 90.000. Dazu kommt, dass der Anteil der Lkw enorm zugenommen hat, ebenso wie die transportierten Gewichte. Brücken und auch die Strecken werden also massiv belastet. Dafür sind die Bauwerke nicht ausgelegt.“ Die Bauweise hat sich im Vergleich zur Zeit vor 50 Jahren verändert. Damals setzte man möglichst wenig Material ein, um die Brücken zu errichten, so die Autobahn Westfalen. Beim Pfeilerbau könne man das gut nachvollziehen: „Alte Pfeiler sind in der Regel hohl, heute bauen wir meist massiv.“
jüb, wsp