
„Zukunftsorte“
Bei der Immobilienmesse Expo Real in München präsentieren westfälische Kommunen ihre Leuchtturmprojekte.
Handels- und Gewerbeimmobilien, aber auch nachhaltiges Bauen und Wohnen oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und „Smart Homes“, also intelligent vernetzte Häuser, sind vom 7. bis 9. Oktober Themen bei der Expo Real. Zahlreiche westfälische Städte, Regionen und Unternehmen sind dort vertreten.
Konzepte für nachhaltige Stadtplanung
Als eine große Herausforderung in ganz NRW gilt der Umgang mit Bestandsflächen. „Seien es ehemalig militärische Flächen, leerstehende Kaufhäuser oder aus der Zeit gefallene Industrieanlagen: Dort, wo die ursprüngliche Nutzung nicht mehr in Frage kommt, müssen neue Ideen her“, heißt es von der OstWestfalenLippe-GmbH. Das Bauhauptgewerbe sowie die Immobilienwirtschaft seien hier gemeinsam mit Kommunen, Regionen und Ländern auf der Suche nach Lösungskonzepten. Als eine Antwort präsentiert Ostwestfalen-Lippe in München Konzepte für „Flächen-Upcycling“ in unterschiedlichen Formen: Im September ist in Bielefeld die Wissenswerkstadt als Begegnungsort und Laboratorium für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der ehemaligen Stadtbibliothek eröffnet worden. Das frühere Telekom-Hochhaus wurde nach Jahren des Leerstandes umfassend saniert und bietet heute als H1 Tower in der Innenstadt Platz für Unternehmen, Hochschule und Startups. Wichtiges Thema über Bielefeld hinaus sind Konversionsflächen, also ehemalige Militärgelände. Ein Beispiel ist das ehemalige Barker Areal in Paderborn, das mit 54 Hektar nahe der Innenstadt liegt und zu einem der „innovativsten Stadtquartiere Europas“ entwickelt werden soll. Wohnraum, Gewerbe und Forschungseinrichtungen sollen dort entstehen; im Frühjahr 2023 eröffnete bereits der Start-up Campus der Universität Paderborn. In München möchte man solche Konzepte diskutieren und sich mit anderen Städten und Regionen austauschen, so Vertreter aus der Region OWL.

OWL trifft sich auf der Expo Real: (v. l.): Dr. Marco Trienes (Wirtschaftsförderung Paderborn), Björn Böker (OWL GmbH), Ansgar Käter (VerbundVolksbank OWL eG), Michael Dreier (Bürgermeister Stadt Paderborn), Thomas Berendes
(VerbundVolksbank OWL eG), Daniel Sieveke (NRW-Heimatministerium ), Arne Moritz (Bürgermeister Lippstadt), Oliver König (K&V KöniArchitekten und Ingenieure), Claudia Warnecke (Stadt Paderborn), Albrecht Pförtner (conceptGT). Foto: OWL GmbH
Das Münsterland stellt potenziellen Investoren ebenfalls Konversionsprojekte vor. Unter dem Stichwort „Zukunftsquartiere“ laufen in Münster die Planungen für das Oxford- und das York-Quartier, beides ehemalige Militärgelände mit Kasernenbestand. Dort sollen Wohnungen für ungefähr 3000 bzw. 5000 Menschen, Handel und Kleingewerbe sowie Begegnungs- und Bildungseinrichtungen entstehen. Durch die angespannte Situation im Bausektor mussten jedoch Pläne, wie für innovative Wohnformen und weitere Einrichtungen zurückgefahren werden. Mit dem Thema „nachhaltige Gewerbegebiete“ ist der Kreis Steinfurt in München vertreten. „Das aktuelle Zinsniveau und die hohen Baukosten führen dazu, dass sich Unternehmen in Bezug auf Erweiterungen und Neuansiedlungen zurückhalten“, beschreibt Christian Holterhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Steinfurt, die Herausforderungen. Bei der Expo Real wolle man mit Expertinnen und Experten im Bereich des nachhaltigen Bauens und nachhaltiger Logistikstandorte ins Gespräch kommen. „Weiterhin nehmen wir aktuelle Themen aus unseren 24 Kommunen mit zur Messe“, so Holterhues. „Die Expo Real bietet den optimalen Rahmen, um auch über die regionalen Grenzen hinaus als starke Wirtschaftsregion sichtbar zu sein“, sagt Andreas Grotendorst, Vorstand des Münsterland e.V.. „Netzwerken steht dabei im Vordergrund – nicht nur mit regionalen Akteuren, sondern auch mit Kunden, Investoren, anderen Standortvertretern sowie wichtigen politischen Gästen.“ Am Münsterland-Stand zu Gast waren unter anderem Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe sowie Regierungspräsident Andreas Bothe. Bei den Gesprächen standen die Energiewende, Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft mit Blick auf steigende Kosten und Zinsentwicklung, sowie Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Fachkräftemangel im Fokus. „Die Mitaussteller haben uns von sehr guten Kontakten und Gesprächen berichtet – die Stimmung war deutlich besser als im vergangenen Jahr“, so Grotendorst.
Ruhrgebiet stark vertreten
Das Ruhrgebiet ist bei der Expo Real mit mehr als 100 Standpartnern vertreten, die dort ihre Immobilienprojekte und Konzepte zur Stadtentwicklung vorstellen. Die IGA – Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 präsentiert sich auf der Hauptbühne der Messe. Auch die einzelnen Städte und Kreise der Region sind mit Projekten dabei. Dazu zählen das geplante Industrieareal NewPark in Datteln und die ehemalige Zeche Blumenthal in Recklinghausen, die zum „High-/Green-Tech-Quartier“ mit wissens- und technologiebasierten Nutzungen weiterentwickelt werden soll. Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler erläutert die Umwandlung der 25 Hektar großen Schachtanlage Franz Haniel, die als Teil von Prosper Haniel Ende 2018 geschlossen wurde. Ziel ist es, dort einen klimafreundlichen Gewerbestandort aufzubauen, der neben der Ansiedlung von Unternehmen auch Platz für touristische Angebote bietet. Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge stellt unter anderem Pläne für das Technologie- und Innovationsquartier Hugo vor. In Nachbarschaft zur Westfälischen Hochschule soll ein Bildungscampus mit Flächen für Start-ups und Gründer entstehen. „Dieses Projekt wird die Entwicklung Gelsenkirchens als Wissenschafts- und Innovationsstandort maßgeblich vorantreiben“, sagte Gelsenkirchens Wirtschaftsförderungsdezernent Simon Nowack dazu kürzlich bei einer Investorentour. „Zukunftsort“ lautet auch dort das Stichwort.
aki, wsp