Zwei Jahre Corona
An diesem Freitag treten weitere Lockerungen in Kraft. Zwei Jahre nachdem die ersten Coronafälle in Westfalen festgestellt wurden. Vor allem für Ungeimpfte wird wieder mehr möglich.
Clubs und Diskotheken dürfen seit heute wieder öffnen. Sie dürfen aber nur immunisierte Gäste einlassen, die zusätzlich über einen negativen Testnachweis verfügen (so genannte 2G-plus-Regel). Ungeimpfte können nun wieder in Kultureinrichtungen, Kneipen und Bars, und zu anderen Veranstaltungen. Auch Sportangebote können sie wieder nutzen. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein negativer Testnachweis. Außerdem werden die Zugangsbeschränkungen für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren aufgehoben. Sie können an Veranstaltungen ohne Nachweispflicht teilnehmen.
Damit treten im Rahmen des Lockerungsplans, den Bund und Länder gemeinsam verabredet haben, weitere Erleichterungen in Kraft. Und das rund zwei Jahre nach den ersten Coronafällen in der Region. Seither sind mehr als 10.000 Menschen an oder mit einer Covid-19-Infektion gestorben. Die meisten Todesfälle in Nordrhein-Westfalen gab es im Kreis Recklinghausen. Dort starben bislang 1171 Menschen an oder mit Corona. Das entspricht rund zehn Prozent aller Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion in Westfalen.
Erinnerungen an „Patient Null“
Dabei liegt die Infektionsquote mit 17,3 Prozent im Kreis Recklinghausen deutlich hinter anderen Regionen. So haben sich in Gütersloh, Hagen, Minden-Lübbecke, Herne oder auch Hamm deutlich mehr als 20 Prozent der Bevölkerung infiziert. Eine Erklärung für die hohen Todesfallzahlen in Recklinghausen gibt es bisher nicht. Auch das NRW-Gesundheitsministerium erklärt auf Anfrage lediglich, dass es einer genauen und differenzierten wissenschaftlichen Analyse bedürfe, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Zudem weist das Ministerium darauf hin, dass die Impfung immer noch den besten Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe biete.
In zahlreichen Kommunen erinnert man sich noch gut an den „Patient Null“, den ersten Corona-Fall. In Münster etwa war es ein 51-jähriger Mann, der auf der Rückreise von einem zweiwöchigen Urlaubsaufenthalt im Iran leichte Symptome zeigte. Nach der Ankunft an seinem Wohnort suchte er umgehend die Ambulanz des Universitätsklinikums (UKM) auf und ließ einen Test durchführen, teilt die Stadt Münster mit. „Er hat sich vorbildlich verhalten“, bescheinigte damals das Gesundheitsamt. Als dann das positive Testergebnis vom Institut für klinische Virologie vorlag, folgte in Abstimmung die stationäre Behandlung; die Ehefrau des Mannes hatte sich freiwillig in Quarantäne begeben, heißt es weiter.
„Lernen, mit dem Virus zu leben“
Damals konnte man noch nicht absehen, wie sehr sich das Virus in das alltägliche Leben einnisten würde. „Wir hatten zwar die Befürchtung, dass diese neuartige Infektionskrankheit eine besondere Betrachtung benötigt, dass aber Corona unser aller Leben und Alltag über solch einen langen Zeitraum derart intensiv und herausfordernd bestimmen wird, konnte niemand voraussehen“, sagt Münsters Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer.
Und das Virus wird uns noch länger begleiten. „Ich gehe davon aus, dass wir langfristig mit den Coronaviren und ihren neuen Varianten leben müssen, so wie wir es mit der saisonalen Grippe schon lange gewohnt sind“, so Dr. Norbert Schulze Kalthoff, Leiter des Gesundheitsamtes in Münster.
Jürgen Bröker/wsp