Wie sollen Tiere künftig gehalten werden - das ist nur eine Frage, die die Landwirtschaft aktuell diskutiert. Foto: Jürgen Bröker
11.06.2019

Zwischen Frust und Aufbruchstimmung

Die urbane Gesellschaft hat den Kontakt zur Landwirtschaft verloren. Die Menschen wissen immer weniger darüber, wie ihre Lebensmittel produziert werden. Gleichzeitig steigen der wirtschaftliche Druck und die Anforderungen an die Landwirte in Bezug auf Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. In der aktuellen Ausgabe berichtet der WESTFALENSPIEGEL über mögliche Wege aus diesem Dilemma. 

Mit einer grünen Kiste in der Hand betreten Marion und Jürgen Rockel an diesem Nachmittag als eine der ersten den Lindenhof im Gelsenkirchener Stadtteil Resse. Bäuerin Steffi hat gemeinsam mit ihren Helfern schon alles bereitgelegt. Am Morgen geerntet, stapeln sich Radieschen neben Salatköpfen und den ersten Kohlrabi des Jahres. Es ist Abholtag. 

Bäuerin Steffi (links) im Gespräch mit Marion und Jürgen Rockel am Abholtag auf dem Lindenhof. Foto: Jürgen Bröker

Bäuerin Steffi (links) im Gespräch mit Marion und Jürgen Rockel am Abholtag auf dem Lindenhof. Foto: Jürgen Bröker

Der Lindenhof wird als sogenannte „Solidarische Landwirtschaft“ betrieben. Die etwa 200 Mitglieder wie das Ehepaar Rockel zahlen einen monatlichen Anteil und erhalten dafür Gemüse, Fleisch, Eier und Milch. Gezahlt wird das ganze Jahr. Ganz gleich, ob die Ernte gut oder schlecht ausfällt. Das gibt dem Landwirt Sicherheit. „Unsere Mitglieder tragen den Hof“, sagt Stefanie (Steffi) Schulze Schleithoff, die den Lindenhof gemeinsam mit ihrem Mann Martin führt. Ohne die Mitglieder würde es den Betrieb wohl nicht geben.

Tierwohl ist ein wichtiges Thema

Kann dieser Weg auch Aufbruch in die Zukunft der Landwirtschaft sein? „Neue partizipative Modelle wie die solidarische Landwirtschaft können funktionieren“, sagt der Wissenschaftler Prof. Dr. Wolf Lorleberg, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Doch es ist ein Weg für wenige. Immer noch betreiben die meisten Landwirte konventionelle Landwirtschaft. Was sie dabei zum Beispiel in der Sauenhaltung verbessern können, wird auf Haus Düsse erprobt. In den Schweineställen der Forschung- und Bildungseinrichtung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bad Sassendorf geht es etwa um die Frage, wie Sauen, die gerade Nachwuchs bekommen haben, mehr Bewegungsfreiheit erhalten können. 

Landwirt Georg Große Böckmann inmitten seiner Schweine. Foto: Jürgen Bröker

Landwirt Georg Große Böckmann inmitten seiner Schweine. Foto: Jürgen Bröker

Auch Georg Große Böckmann, Landwirt in Nordkirchen, hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Der Schweinezüchter hat sich am Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz des Bundeslandwirtschaftsministeriums beteiligt. „Wir haben einen Bereich des Abferkelstalls so umgebaut, dass dort drei bis vier Sauen mit ihrem Nachwuchs frei umherlaufen können“, sagt der Landwirt. Statt vier Wochen im Ferkelschutzkorb eingepfercht zu bleiben, erhielten die Sauen nach wenigen Tagen ihre Freiheit zurück.

2018 endete das Projekt. Zwar hatte er leicht erhöhte Erdrückungsverluste bei den Ferkeln im Vergleich zur herkömmlichen Haltung. Doch für Große Böckmann steht fest: „In diese Richtung will ich den Hof weiterentwickeln.“ Allerdings wünscht er sich auch mehr Klarheit von der Politik. „Als Landwirt hängt man aktuell leider in der Luft“, sagt er. 

Jürgen Bröker

Die komplette Reportage erschien Sie im WESTFALENSPIEGEL Heft 3/2019. Weitere Texte und Videos zum Thema Landwirtschaft finden Sie hier

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