Zwischen Innenstadt und Hafen ist in Hamm eine Auenlandschaft entstanden: der "Erlebensraum Lippeaue". Foto: Hübner / Stadt Hamm
16.06.2023

Grünschenkel und Hochlandrinder

Zwischen Hauptbahnhof, Einkaufszentrum und dicht befahrenen Straßen hat sich in Hamm eine Auenlandschaft mit Lebensräumen für seltene Tierarten entwickelt. Der „Erlebensraum Lippeaue“ will Naturschutz mit Freizeitmöglichkeiten verbinden. Am Samstag, 17. Juni, wird die Eröffnung des weitgehend einzigartigen Auenparks gefeiert.

Über 220 Kilometer fließt die Lippe von der Quelle in Bad Lippspringe bis zum Rhein durch Nordrhein-Westfalen. An vielen Stellen ist der Fluss jedoch begradigt und befestigt worden, die Aue wurde entwässert; damit fehlen Lebensräume für Tiere und Pflanzen und auch der natürliche Hochwasserschutz ist nicht mehr gegeben. In Hamm wurde im Rahmen des Projektes „Erlebensraum Lippe“ seit 2017 auf einem Flussabschnitt von fünf Kilometern eine Flutmulde angelegt, so dass sich die Lippe ausdehnen kann. Außerdem wurden ein Deich verlegt und Stillgewässer neu angelegt, so dass wertvolle Lebensräume entstanden sind.

Fast 40 Millionen Euro investierten der Lippeverband und die Stadt Hamm dort, dabei flossen in großem Umfang Fördermittel der EU und vom Bund. „Die Auenlandschaft fördert nicht nur die Ansiedlung von Vögeln, Amphibien und Pflanzen, sondern dient auch dem Hochwasserschutz“, erklärt Projektmitarbeiterin Jessica Dieckmann. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So haben sich seltene Vogelarten wie der Grünschenkel, der Flussregenpfeifer und der Eisvogel in den Lippeauen angesiedelt. 

Wichtig bei der Gestaltung und Bewirtschaftung des „Erlebensraums Lippeaue“ ist auch die Einbindung von Besuchern. Es gibt Rundwege und Aussichtspunkte, die den Blick auf die Vogelwelt in der Auenlandschaft ermöglichen. Nicht nur zum Eröffnungsfest finden dort regelmäßig geführte Wanderungen statt, um über die Artenvielfalt zu informieren. Infotafeln und QR-Codes geben ebenfalls Auskunft über das Projekt. In einigen Bereichen des Erlebensraums wurden sogar Sportgeräte wie „Discgolf“, Outdoor-Fitnessangebote und eine Boulderwand installiert. Diese Angebote sollen helfen, Besucherströme zu lenken und die sensiblen Naturflächen mit brütenden Vögeln zu schützen, sagt Jessica Dieckmann: „Die Erfahrung zeigt, dass Menschen vor allem dann ein Gebiet schützen, wenn sie es kennen. Daher liegt uns die Beteiligung der Öffentlichkeit sehr am Herzen.“

In zwei Bereichen des 192 Hektar großen Areals helfen auch tierische Bewohner beim Schutz und Erhalt. Schottische Hochlandrinder leben dort auf abgezäunten Weiden. „Sie helfen, die Landschaft für Wiesenbrüterarten zu erhalten und halten zudem Besucher von dem Areal fern“, erklärt die Biologin. Und eine kleine Attraktion für Spaziergänger und Radfahrer sind die zotteligen Rinder ebenfalls.

Zur Eröffnung des „Erlebensraums Lippeaue“ finden am Samstag, 17. Juni, im Auenpark zahlreiche Exkursionen und Aktionen für Kinder und Erwachsene auf dem Gelände statt. Es gibt Live-Musik und kulinarische Angebote; zu Gast ist unter anderem NRW-Umweltminister Oliver Krischer. Weitere Informationen hier. 

Lesen Sie mehr zum Thema Artenvielfalt im WESTFALENSPIEGEL 02/2023.

aki, wsp

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