Fastentücher wurden auch als Hungertuch oder Smachtlappen bezeichnet. Sie waren ein Symbol für die vorösterliche Fastenzeit. Fastentuch in der Pfarrkirche St. Laurentius Warendorf, 1979. Foto: LWL/Suwelack
01.03.2022

Verzicht üben

Am Aschermittwoch wird der Völlerei ein Ende gesetzt: Es beginnt die Fastenzeit. Nicht nur Christen üben in den 40 Tagen vor Ostern Verzicht.

Ihren Ursprung hat die Fastenzeit allerdings schon in der Kirche. „Die Idee dahinter ist, dass Fast- und Abstinenztage der körperlichen und geistigen Vorbereitung auf kirchliche Hochfeste dienen und gleichzeitig an biblisches Geschehen erinnern sollen“, erklärt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der zeitweise Verzicht auf Nahrung sei nicht auf das Christentum beschränkt, sondern werde als religiöse Praxis auch in anderen Religionen, etwa im Islam oder im Hinduismus, gepflegt, so der Experte.

Verzicht auf Handy und Soziale Medien

Heute nutzen zahlreiche Menschen die Fastenzeit, um auf Alkohol oder andere Konsumgüter zu verzichten. Auch Diäten oder „Digital Detox“ sind beliebt. Beim „Digital Detox“ wird auf digitale Inhalte wie sie etwa die sozialen Medien bieten, oder gleich ganz auf die Nutzung des Smartphones verzichtet.

Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) ruft in der Fastenzeit erneut zum „Klimafasten“ auf. Die bundesweite ökumenische Aktion stellt diesmal die Ernährung in den Mittelpunkt. Die Fastenzeit sei traditionell durch einen Verzicht auf bestimmte Lebensmittel geprägt. An diese Ursprünge knüpfe das Klimafasten 2022 an, so die EKvW. Es möchte Menschen motivieren, in der Fastenzeit die eigene Ernährung, den Einkauf sowie die Zubereitung von Lebensmitteln in den Blick zu nehmen und so die eigenen Gewohnheiten zu verändern, um klimafreundlicher zu leben.

Smachtlappen oder Hungertuch

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, unterstützt die Aktion: „Die christliche Fastenzeit beginnt. Wir erinnern uns in den nächsten Wochen an Jesu Leidensweg. Dabei ist Brot für uns das zentrale Zeichen für seine Hingabe: das Brot, das gebrochen wird – wie Leib und Leben Jesu. Die Aktion Klimafasten sagt uns in diesem Jahr: Achtet darauf, ob Unrecht und Tod an euren Lebensmitteln kleben. Besinnt euch, woher euer tägliches Brot kommt. Das ist nicht egal. Esst nicht nur mit Genuss, sondern obendrein mit Sinn und Verstand!“

In den Kirchen war das sogenannte Fastenvelum das äußerlich sichtbare Zeichen der Fastenzeit. Dabei handelt es sich um ein großes, besticktes Tuch, das ab Aschermittwoch zwischen den Gläubigen und dem Altar hing. „Es wurde als Zeichen der Fastenzeit angesehen und ,Smachtlappen’ oder ,Hungertuch’ genannt“, so der LWL. Auch wenn viele Gemeinden diese Tradition im 19. Jahrhundert abgeschafft haben, gibt es sie mancherorts immer noch.

wsp

Noch mehr Informationen zum Thema Fastenzeit gibt es im Blog Alltagskultur des LWL.

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