In der Wisentwelt am Rothaarsteig droht das einmalige Wiederansiedlungsprojekt der großen Waldbewohner zu scheitern. Symbolbild: pixabay.de
27.03.2024

Aus für Wisentprojekt rückt näher

Das einzigartige Wisentprojekt am Rothaarsteig steht mehr denn je vor dem Aus. Der Besitzer des Waldes, in dem die Tiere umherstreifen, will aus dem Projekt aussteigen.

Die Wittgenstein-Berleburg´sche Rentkammer hat als Eigentümer den öffentlich-rechtlichen Vertrag gekündigt und mitgeteilt, „dass seine Eigentumsflächen unter den gegebenen Umständen für eine Fortführung des Projektes nicht mehr zur Verfügung stehen“, heißt es vom Kreis Siegen-Wittgenstein. Damit muss das Projekt innerhalb der nächsten sechs Monate abgewickelt, also beendet werden. So steht es in dem Vertrag.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein will das Projekt aber noch nicht aufgeben. Man werde die Bemühungen, einen neuen Projektträger zu finden oder eine neue gemeinschaftliche Projektträgerstruktur zu bilden, fortsetzen, heißt es weiter. „Allerdings zeichnet sich bislang noch nicht ab, dass neben der Stadt Bad Berleburg und dem Kreis Siegen-Wittgenstein, deren politische Gremien eine Mitfinanzierung in Aussicht gestellt haben, weitere entsprechende Partner gewonnen werden könnten“, schreibt der Kreis. Somit konnte bislang auch die zukünftige Finanzierung des Freisetzungsprojektes nicht sichergestellt werden. Um das in Westeuropa einmalige Projekt einer frei lebenden Wisentherde fortführen zu können, wird mit einem Finanzierungsbedarf von mindestens 500.000 Euro jährlich gerechnet.


Die Wisent-Herde im Rothaargebierge soll eingezäunt werden. Foto: www.wisent-welt.de

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Vor mehr als zehn Jahren wurden die ersten Tiere in die Freiheit entlassen. Und bald danach begann der Ärger. Denn die Wisente hielten sich nicht an das Projektgebiet, sondern streiften auch durch Wälder im benachbarten Hochsauerlandkreis und schädigten dort Bäume privater Waldbesitzer. Mehrere Gerichtsverhandlungen wegen Klagen der geschädigten Waldbesitzer folgten.

Trägerverein hat sich zurückgezogen

2022 schließlich gab der Trägerverein das Eigentum an den frei lebenden Wisenten auf und bezeichnete die Herde fortan als „herrenlos“. Im Streit um die Zukunft des Projekts sollte ein Runder Tisch vermitteln. Die Ergebnisse sahen vor, die inzwischen von ursprünglich acht auf nun 40 Tiere angewachsene Herde einzufangen und schnellstmöglich auf 20 bis 25 Tiere zu verkleinern. Hierzu sollten Wisente an andere Projekte abgegeben werden. Bisher war die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten überzähliger Tiere aber vergeblich.

Aktuell ist die Herde in einem rund 25 Hektar großen Managementgehege bei Bad Berleburg untergebracht. Die Tiere seien alle in sehr guter körperlicher Verfassung, so der Kreis Siegen-Wittgenstein. Und weiter: „Das Gatter ist geschlossen. Die Freisetzungsphase ist damit zurzeit beendet.“

Jürgen Bröker, wsp

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