26.03.2024

Blick in die Zukunft gerichtet

Goldene Dosenschlösser aus römischer Zeit, bisher unentdeckte Kirchen auf westfälischen Feldern – diese und weitere besondere Funde wurden auf der Jahrestagung der Archäologie in Westfalen-Lippe präsentiert.

Bei der 14. Jahrestagung der Archäologie des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) stand das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum. „Bis 2030 will der LWL klimaneutral sein. Die drei archäologischen Museen, also das LWL-Römermuseum in Haltern, das Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn und das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne, gehen hier beispielgebend voran“, sagte Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Die Kulturdezernentin des LWL verwies auf der Jahrestagung darauf, dass etwa die aktuelle Ausstellung „Modern Times“ in Herne „klimasensibel“ umgesetzt sei. „Denn auch wenn die Archäologie in die Vergangenheit schaut, müssen diejenigen, die sie betreiben, den Blick auch in die Zukunft richten“, so die Archäologin.

Sonja Lehnert-Klawa vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen Prof. Michael M. Rind und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger auf der LWL-Archäologie (von links nach rechts. Foto: LWL-AfW/S. Brentführer

Sonja Lehnert-Klawa vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen Prof. Michael M. Rind und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger auf der LWL-Archäologie (von links nach rechts. Foto: LWL-AfW/S. Brentführer

Im vergangenen Jahr haben in Westfalen 281 Grabungen stattgefunden. Bei einer so großen Zahl an Ausgrabungen sei die Unterstützung durch Ehrenamtliche für die Archäologie sehr wichtig, erklärte LWL-Chefarchäologe Prof. Michael Rind. Zum Vergleich: 2010 lag die Zahl der Ausgrabungen in der Region noch bei weniger als 50.

Feinmechanisches goldenes Meisterwerk

Auf der Tagung in Münster wurden auch besondere Fundstücke vorgestellt. Darunter ein goldenes Dosenschloss aus Römerzeiten, ein feinmechanisches Meisterwerk, das in Petershagen vom Sondengänger Constantin Fried gefunden wurde. Eine spezielle Untersuchung am Paul-Scherrer-Institut in Villigen in der Schweiz zeigte, dass sich im Schloss einst ein Mechanismus befunden hat. Dort sind ein Rahmen mit Feder, ein Riegel, eine Bodenplatte, eine Führung für den Riegel und eine für den Schlüsseldorn enthalten. Teilweise befinden sich die Bauteile aber nicht mehr am Platz.

Das römische Dosenschloss, das in Petershagen gefunden wurde. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Stefan Brentführer

Das römische Dosenschloss, das in Petershagen gefunden wurde. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Stefan Brentführer

Der Restaurator bei der LWL-Archäologie für Westfalen, Eugen Müsch, hat das Stück anhand der vorhandenen Daten im Maßstab 4:1 rekonstruiert und damit gezeigt, dass der Mechanismus funktioniert, so der LWL. Dort geht man davon aus, dass der Fund aus der römischen Kaiserzeit (3./4. Jahrhundert nach Christus) aufgrund des Materials und der Größe (12 mal 11 Millimeter) einmalig ist.

Auch die beiden beinahe nebenbei entdeckten kleinen römischen Tempel in Haltern am See zählen zu den archäologischen Höhepunkten des vergangenen Jahres. In Erwitte entdeckten die Archäologen zudem eine bisher unbekannte Kirche.

wsp

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