Die Villa ten Hompel in Münster. Archivfoto: Maren Kuiter
15.01.2024

Doppeljubiläum im Geschichtsort

Der Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster feiert 2024 ein Doppeljubiläum. Zahlreiche Veranstaltungen zu zentralen Themen des Geschichtsorts sind geplant.

Vor 100 Jahren wurde mit dem Bau der Industriellenvilla von Rudolf und Johanna ten Hompel begonnen. Während des Nationalsozialismus wurde aus der Fabrikantenvilla der Sitz der Ordnungspolizei, die für zahlreiche Gräueltaten und Ermordungen verantwortlich war. Im Nachkriegsmünster war die Villa Ort der Entnazifizierung und Dezernat für Wiedergutmachung im Nachkriegsdeutschland. Seit 25 Jahren bietet sie als Geschichtsort Raum für die Auseinandersetzung mit geschichtlichen und aktuellen Themen zwischen Erinnerungskultur und Demokratieförderung.

Reinhold Beckmann liest aus Familienbuch

Für das Jahr des Doppeljubiläums hat die Villa ten Hompel ein umfangreiches Programm vorbereitet. So geht es bei einer Tagung im März (21.-22.) um Genderperspektiven auf Nationalsozialismus und Holocaust, um so neue Verständniszugänge zu Themenkomplexen wie sexualisierter Gewalt oder Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen zu öffnen, heißt es in der Programmankündigung. Teilnehmen werden Forscherinnen und Forscher aus den USA, Großbritannien, der Ukraine, Frankreich und Deutschland.

Im April gastiert der ehemalige Fernsehmoderator Reinhold Beckmann im Rahmen des Jubiläums im Pumpenhaus und liest aus seinem Buch „Aenne und ihre Brüder“. Darin hat Beckmann die Geschichte seiner Mutter Aenne und ihrer vier im Zweiten Weltkrieg gestorbenen Brüder recherchiert. Auch für Menschen, die die eigene Familienvergangenheit in der NS-Zeit erforschen möchten, gibt es im Programm Angebote.

Vortrag über „Himmler-Brüder“

Ebenso greifen die traditionsreichen „Mittwochsgespräche“ das Thema der familiengeschichtlichen und biografischen Zugänge zur NS-Geschichte und die Relevanz für die Gegenwart mit mehreren Veranstaltungen auf. Am 6. März spricht etwa Katrin Himmler im Fürstenberghaus über „die Brüder Himmler“. Die Berliner Politikwissenschaftlerin und Autorin ist die Großnichte des berüchtigten SS- und Polizeichefs Heinrich Himmler. In ihrem Vortrag geht sie der Frage nach, warum der Nationalsozialismus für die meisten Deutschen so attraktiv war und viele zu (Mit)-Tätern wurden und was das familiäre Beschweigen der NS-Vergangenheit für die nachkommenden Generationen bedeutet.

Das ganze Programm des 1. Halbjahres des Geschichtsortes Villa ten Hompel finden Sie hier.

wsp

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