26.03.2013

Feuerräder und Struwenessen: Westfälische Osterbräuche haben eine jahrhunderalte Tradition

Westfalen (wh). Westfalen ist reich an Ostertraditionen. Seit Jahrhunderten werden gerade in den ländlichen Regionen religiöse, aber auch kulinarische und kuriose Bräuche gepflegt.

Bereits seit Jahrhunderten finden in Delbrück Kreuzprozessionen statt. Von Gründonnerstag bis Karsamstag pilgern Gläubige in den Ort bei Paderborn, um an einem der 32 feierlichen Umzüge teilzunehmen. Gemeinsam mit einem Jesusdarsteller ziehen sie zu Kreuzwegestationen und beten, um an die Kreuzigung zu erinnern.

Die Auferstehung Jesu feiern viele Christen in Westfalen mit Osterfeuern. Dazu werden Holz und Baumschnitt auf Feldern aufgetürmt und je nach Region zwischen Ostersamstag und Ostermontag angezündet. In vielen Orten werden Osterfeuer ohne religiöse Bedeutung als gesellschaftlicher Treffpunkt angesehen. Kirchengemeinden entzünden bei dem Ereignis jedoch traditionell eine Osterkerze, die den Weg vom Tod zum Leben versinnbildlicht.

An einen alten Brauch knüpft die sauerländische Stadt Hallenberg an. In der Krachnacht zum Ostersonntag ziehen Gläubige mit Lärm und Lichtfackeln durch die Stadt. Ursprünglich könnte das Ritual der Vertreibung der Wintergeister gedient haben, inzwischen steht es in einem kirchlichen Kontext. Neben der Krachnacht bestehen zahlreiche weitere laute Rituale. Lärm wurde traditionell als Ausdruck der Freude über die Auferstehung Jesu Christi verstanden. In Warendorf ist es bis heute üblich, an den Ostertagen zu böllern. Dort werden Milchkannen mit einem Gemisch aus Karbit und Wasser die Deckel abgesprengt.

Neben den christlichen Bräuchen gibt es einige Rituale in Westfalen, deren Ursprung nicht klar belegbar ist. Ein germanisch-heidnischer Brauch hat sich im Teutoburger Wald etabliert: In Lügde werden 300 Kilogramm schwere, mit Stroh bestückte Räder angezündet und den Berg hinunter gerollt. Kommen sie heile an, bedeutet das dem Volksglauben zufolge ein gutes Erntejahr. In der ursprünglich germanisch-heidnischen Sitte symbolisierte das Feuerrad den Sieg der Sonne über die Dunkelheit.

Ein kulinarisches Ritual wird im Münsterland gepflegt: Traditionell wird hier "Struwen", ein Hefepfannkuchen mit Rosinen gegessen, der in Pflanzenöl gebacken und in Zucker gerollt wird. Früher galt das Gericht als Fastenessen für Aschermittwoch und Karfreitag. Auch heute noch wird Struwen im Münsterland traditionell an Karfreitag gegessen.

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