07.02.2013

Helau und Rumskedi: Westfalens skurrilste Karnevalstraditionen

Westfalen (wh). Vom Rosenmontag im Juni bis zum Umzug mit dem Rasenmäher: Westfalen ist reich an Karnevalstraditionen und närrischen Besonderheiten.

Attendorn. "Kattfiller" schreien die Karnevalisten in Attendorn und dies hat historische Gründe. Der Ruf deutet auf die Eroberung der Burg Bilstein im 16. Jahrhundert hin. Statt den anvisierten Kölner Erzbischof trafen die Attendornern dabei versehentlich eine Katze mit der Armbrust. "Kattfiller" – also Katzenmörder – werden die Bürger Attendorns seitdem spöttisch genannt – und stoßen heute selbst mit einem "Dreifachen Kattfiller" an.

Beckum. Die Beckumer haben mit "Kater Rumskedi" nicht nur einen eigenen Schlachtruf, das schwarze Tier ist auch die Symbolfigur des Beckumer Karnevals.

Beverungen. Im Kreis Höxter führt der Rosenmontagsumzug durch zwei Bundesländer. Seinen Ausgangspunkt hat der Zug in Lauenförde auf der niedersächsischen Seite der Weser und führt über die Weserbrücke nach Nordrhein-Westfalen.

Bielefeld. In Bielefeld wird nicht an Rosenmontag gefeiert, sondern erst am 1. Juni beim Carneval der Kulturen. Rund 70 Gruppen ziehen dann durch die Stadt " jeckes Treiben mitten im Sommer.

Dalhausen. Der Beverunger Stadtteil Dalhausen ist ein weißer Fleck in der westfälischen Karnevalslandschaft. Die 2000 Bürger des Ortes halten sich noch immer an ein Gelübde von 1868: "Nimmermehr soll in der hiesigen Gemeinde in den Fastnachtstagen Tanzlustbarkeit stattfinden." Das Gelübde entstand zu Zeiten der Cholera. Die Gemeinde feierte damals nicht, um den Opfern der Krankheit zu gedenken.

Delbrück. Hier gibt es den ältesten Karnevalsverein im Bund Westfälischer Karneval. Sein Name: "Eintracht Delbrück von 1832". Höhepunkte der Karnevalssession sind der Kinderzug am Karnevalssonntag und der Rosenmontagszug.

Eslohe-Reiste. Auf dem sauerländische "Rasenmähertreckerumzug" ist alles erlaubt. Hier kann jeder ohne Anmeldung mitmachen, der Lust dazu hat. Erlaubt sind Rasenmähertrecker oder ähnliche Zugmaschinen, die eine Breite von 1,20 Metern nicht überschreiten.

Gescher. Bereits zwei Wochen vor Rosenmontag wird in Gescher Karneval gefeiert. Die Tradition kommt aus dem 19. Jahrhundert. Mit der Vorverlegung des Zuges umgingen die Gescheraner den Versuch der Geistlichkeit, mit einem vierzigstündigen Gebet an Rosenmontag und einem Festverbot gegen das "unchristliche Karnevalstreiben" vorzugehen.

Lüdenscheid. In Lüdenscheid haben die Narren einen eigenen Gruß aus dem "Helau" entwickelt. Sie rufen "Lünsche Halü" von den Festwagen und Bühnen.

Münster. Die Stadt Münster gilt als westfälische Karnevalshochburg und besitzt das erste und einzige Karnevalsmuseum. Zudem ist der Rosenmontagsumzug im historischen Stadtkern mit mehr als 100 Wagen, Fußgruppen und Spielmannszügen der größte in Westfalen.

Unna. Hier gibt es den "kleinsten Karnevalsumzug der Welt". Er ist Kindern vorbehalten, Erwachsene dürfen nur aus der Ferne zusehen. "Deutschlands volkstümlicher Kinderkarnevalsumzug" fand 2012 zum ersten Mal statt. Initiator Helmut Scherer will so die Ursprünge der Karnevalstradition wieder in den Mittelpunkt rücken.

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