25.10.2011

Strick-Guerilla: Wollskulpturen verhüllen Bäume, Brunnen und Firmengebäude

Westfalen (wh). Ein Pullover für die Brunnen-Figuren, ein kuscheliger Überzeug für den Baum und ein Strick-Graffiti für das Firmengebäude: Die Strick-Guerilla hat in westfälischen Städten einige Spuren hinterlassen.
In Bad Lippspringe unterstützten etwa 15 Strickerinnen mit ihren Kreationen im Frühjahr die erfolgreiche Bewerbung der Stadt um die Landesgartenschau " mit offizieller Genehmigung durch Bürgermeister Andreas Bee. "Wir haben zwei große Platanen mit bunten Wollschläuchen bestrickt und später auch die Figuren am Schäferbrunnen", erzählt Petra Silberberg. Die bunt geringelten Streifen aus Polyester-Wolle fertigten die Frauen in Heimarbeit an und befestigten sie dann mithilfe einer Hebebühne an den Bäumen. "Wir wollten einen schönen, positive Akzent in der Stadt setzen", erklärt ihre Mitstreiterin Marion Reinstädler, selbst Inhaberin eines Wollfachgeschäftes, den Hintergrund.
Damit sind die westfälischen Strickerinnen in guter Gesellschaft: Die "Urban Knitting"-Bewegung verhüllt als neue Form der Street Art zum Beispiel Laternen, Blumenkübel oder auch Telefonzellen in internationalen Metropolen; außergewöhnliche Beispiele werden im Internet dokumentiert.
Die Maschen-Kunst hat sich nicht nur in Großstädten wie Dortmund und Bochum verbreitet, wo der "Mengeder Maschenanschlag" und "Die Bommels" an einer bunteren Welt stricken. Auch im Kurort Bad Lippspringe ist sie ein Hingucker: "90 Prozent der Menschen lachen und grinsen, und 75 Prozent fotografieren die Werke", berichtet Petra Silberberg von den Reaktionen. Das Strickprojekt, das jedoch unter Zerstörungen gelitten hat, ist nun für den "Guerilla Knitting Award" nominiert.
Das Potenzial der urbanen Strickkunst hat vor einigen Wochen auch Europas größter Stricknadel-Hersteller Addi-Nadeln entdeckt. So ziert "Deutschlands größtes Firmen-Strickgraffiti" in Regenbogenfarben die Außenwand des Unternehmens in Altena. Die Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck hat mehr als drei Monate an dem über 30 Quadratmeter großen Schlauch aus Polyacrylwolle gearbeitet. Als "Spur einer außergewöhnlichen Kommunikation, die den öffentlichen Raum wahrnehmbar macht und verschönert", beschreibt Firmenchef Thomas Selter das spiralförmige Graffiti.
Petra Silberberg will hingegen nicht zu viel in die öffentliche Wollkunst interpretieren: " Es ist eine verrückte Idee, die Spaß macht."

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