Das LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho ist Wahrzeichen für die außerschulische Bildung in Westfalen. Foto: Grugerio, Wikimedia
26.08.2021

„Bildung durch Begegnung“

Der Jugendhof Vlotho feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Die politische Bildung steht nach wie vor im Fokus der Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) – heute auch in digitalen und kreativen Programmen.

Der Jugendhof Vlotho wurde 1946 als Reaktion auf den Nationalsozialismus gegründet. Der britische Jugendoffizier Nigel Spicer baute die Einrichtung in einer ehemaligen HJ-Bannführerschule in Vlotho auf. Unter der Leitung von Klaus von Bismarck, dem späteren WDR-Intendanten, wurde das Haus zu einem Ort für Bildung und Gemeinschaft für junge Menschen. Singen, Musik und Theater hatten bereits in den Anfangsjahren einen hohen Stellenwert.

Erlebnispädagogik ist einer der Schwerpunkte der Bildungsarbeit des Jugendhofes Vlotho. Foto: LWL

Erlebnispädagogik ist einer der Schwerpunkte der Bildungsarbeit des Jugendhofes Vlotho.
Foto: LWL

Heute richten sich die Fort- und Weiterbildungsangebote am Jugendhof Vlotho in erster Linie an Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, darunter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kindertagesstätten, dem Pflegekinderdienst oder auch Jugendzentren. Rund 7500 Teilnehmer bei 400 Veranstaltungen pro Jahr zählt die Einrichtung. „Wir mussten in den vergangenen Jahren immer wieder miterleben, wie demokratiefeindliche Stimmen laut wurden. Gerade in diesen Zeiten ist der LWL-Jugendhof unverzichtbar. Denn er setzt sich seit 75 Jahren im Sinne der Demokratie für eine lebendige politische Bildung ein“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb bei einem Besuch anlässlich des Jubiläums auf dem Jugendhof.

Einrichtungsleiter Christian Zeitz. Foto: privat

Einrichtungsleiter Christian Peitz. Foto: privat

Die Themen der Fortbildungen und Tagungen in Vlotho haben sich gewandelt. Aktuelle Ereignisse wie zuletzt die Missbrauchsfälle von Lügde und Münster geben Impulse, berichtet der Leiter des Jugendhofs, Christian Peitz: „Es gibt ein großes Interesse an Seminaren zur Sexualpädagogik. Hier geht es darum, eine Sensibilität für auffälliges Verhalten von Kindern und einen möglichen Missbrauch zu entwickeln.“ Erlebnis- und Kreativpädagogik oder auch die Auswirkungen von Stress zählen zu den Themen von Veranstaltungen. „Bei allen Angeboten steht für uns die Vermittlung von Wertschätzung und Menschenwürde im Mittelpunkt. Hier sind wir durch die Geschichte besonders geprägt“, betont Peitz. 

Hybride Veranstaltungen geplant

In den vergangenen anderthalb Jahren hat der Jugendhof Vlotho bedingt durch die Corona-Einschränkungen zahlreiche Fortbildungen digital und in Distanz angeboten. „Wir waren positiv überrascht, wie gut es funktioniert, und konnten auf diesem Weg auch Fachkräfte erreichen, die aufgrund einer langen Anreise nicht hätten teilnehmen können“, berichtet der Leiter der LWL-Einrichtung. So soll es auch in Zukunft hybride Veranstaltungen mit Möglichkeiten zur Online-Teilnahme geben. Im Mittelpunkt werde aber nach wie vor der persönliche Kontakt stehen. Das Credo des Jugendhofs lautet schließlich: „Bildung durch Begegnung“.

Annette Kiehl / wsp

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