Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte während seines Besuchs in Espelkamp eine Stadtführung mit Jugendlichen und Bürgermeister Henning Vieker (links). Foto: Imago/Noah Wedel
15.03.2024

Amtssitz: Espelkamp

Im Rahmen seiner „Ortszeit“-Reihe führte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in dieser Woche von Espelkamp aus seine Amtsgeschäfte. Er eröffnete unter anderem die Ausstellung „Neu anfangen. Nur wie? Espelkamp und andere ‚Flüchtlingsstädte‘ in den 1950er Jahren“ und ließ sich von Jugendlichen durch die Stadt führen. Im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL berichtet Bürgermeister Henning Vieker von drei Tagen mit dem Bundespräsidenten.

Herr Dr. Vieker, wie überzeugt man den Bundespräsidenten, den Amtssitz nach Espelkamp zu verlegen?
Henning Vieker: Zunächst einmal mit einer Einladung, aber eben auch mit einigen Argumenten. Im Mittelpunkt des Besuchs stand das 75-jährige Stadtjubiläum. Espelkamp ist damit genauso alt wie die Bundesrepublik Deutschland und steht wohl stellvertretend für einige wichtige Themen, die Deutschland in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bewegt haben, vor allem geht es dabei um die Migration.

Der Bundespräsident nannte Espelkamp ein Symbol der Hoffnung für viele Menschen.
Espelkamp wurde 1949 vom Land NRW, dem Diakonischen Werk und der Evangelischen Kirche als Planstadt gegründet, um Vertriebenen aus den Ostgebieten eine neue Heimat zu bieten. Daraus ist ein funktionierendes und pulsierendes Gemeinwesen entstanden. In den folgenden Jahren sind weitere Flüchtlingsströme nachgekommen, später auch die sogenannten Gastarbeitern. Bei all diesen Herausforderungen haben die Menschen in Espelkamp es geschafft, ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben zu schaffen. Damit haben sich die Hoffnungen vieler Menschen erfüllt. Diese Geschichte wird auch in einer spannenden Ausstellung des Deutschen Auswandererhauses dargestellt, die Bundespräsident Steinmeier in Espelkamp eröffnet hat.

„Er hat sich auf die Bürgerinnen und Bürger eingelassen“

Der Bundespräsident wollte möglichst viel mit Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt kommen. Ist das gelungen?
Auf jeden Fall. Ob bei Diskussionsrunden, in der Buchhandlung oder auch auf dem Markt – Herr Steinmeier hat den Kontakt gesucht und sich auf die Fragen der ganz normalen Bürgerinnen und Bürger eingelassen. Sein Anspruch bei diesem „Ortszeit“-Besuch war es, Menschen unterschiedlicher Meinung an einen Tisch zu bringen, so dass man weniger übereinander und stattdessen mehr miteinander spricht. Das ist in Espelkamp gelungen, gerade bei einem strittigen Thema wie beispielsweise dem geplanten Klinikneubau.

Und dann gab es noch ein Kicker-Turnier in einem Jugendzentrum. Wie hat sich der Bundespräsident da geschlagen?
Frank-Walter Steinmeier ist im Team mit mir gegen zwei Jungs aus dem Jugendzentrum angetreten und was soll ich sagen – wir haben mit vier zu zwei Toren gesiegt. Wir beide konnten schließlich auch einige Jahre Erfahrung am Kickertisch einbringen, das hat sich in dieser Situation ausgezahlt. Später haben die Jugendlichen dem Bundespräsidenten die Stadt gezeigt. Es gab bei diesem Rundgang eine große Neugier und viel Interesse, auf beiden Seiten.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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