Die Handwerksbetriebe in der Region können ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Foto: pixabay
29.01.2021

Arbeits- und Ausbildungsmarkt unter Druck

Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind durch die Corona-Pandemie unter Druck geraten. In Westfalen waren im Januar 332.045 Menschen ohne Job.

Das waren knapp 16.000 mehr Arbeitslose als im Vormonat. Damit stieg die Arbeitslosenquote in der Region auf 7,3 Prozent, 0,9 Punkte mehr als noch vor einem Jahr. Landesweit waren 768.512 Menschen arbeitslos gemeldet, 34.128 Menschen mehr als im Vormonat, teilt die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit mit. Dieser Anstieg entspreche dem langjährigen Schnitt im Januar. Allerdings lag die Zahl der Arbeitslosen mit 108.893 Personen noch um 16,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres.

„Obwohl in NRW aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen auch das wirtschaftliche Leben in Unternehmen und Betrieben stark eingeschränkt ist, waren die Auswirkungen der Maßnahmen im Januar auf den Arbeitsmarkt verhältnismäßig moderat. Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich typisch für die Jahreszeit, und nahm im Januar mit rund 34.000 Personen nicht stärker zu als im langjährigen Durchschnitt“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit.

Nur wenige Bewerbungen auf Ausbildungsplätze

Die Corona-Pandemie setzt zunehmend auch den Ausbildungsmarkt in der Region unter Druck. Das verdeutlicht eine Blitzumfrage der IHK Südwestfalen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen geben demnach an, dass sie für 2021 keine oder nur sehr wenige Bewerbungen erhalten. Gleichzeitig wollen 28 Prozent der Betriebe weniger Ausbildungsstellen anbieten als in 2020. „Wird der regionale Lehrstellenmarkt in diesem Jahr von zwei Seiten in die Zange genommen, entsteht im Frühsommer Handlungsbedarf“, prognostiziert Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK-Südwestfalen die Ergebnisse der Befragung.

Auch die Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit sieht weiter wachsende Probleme auf dem Ausbildungsmarkt. Zum einen, weil einige Branchen pandemiebedingt weniger ausbilden werden. So fehle es in der Gastronomie, bei Veranstaltern oder auch der Reisebranche derzeit an Perspektiven. Daher würden aus diesen Sektoren aller Voraussicht nach auch weniger Angebote für Ausbildungsplätze auf den Markt kommen, so ein Sprecher der Landesarbeitsagentur gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL.

Das Handwerk hatte bereits im vergangenen Jahr größere Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen. Bei den ostwestfälisch-lippischen Handwerksunternehmen haben bis zum 31. Dezember 3.623 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung begonnen, teilt die Handwerkskammer OWL in Bielefeld mit. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Minus von 6,3 Prozent.

Neue Wege bei der Auszubildenden-Suche

Die negative Entwicklung führt die Handwerkskammer OWL vor allem auf die Folgen der Pandemie zurück. „Durch den Unterrichtsausfall in den Schulen konnten die üblichen Maßnahmen der Berufsvorbereitung und -orientierung nicht wie gewohnt umgesetzt werden. Auch Praktika, die häufig Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz sind, waren nur schwer durchzuführen“, heißt es in einer Mitteilung der Handwerskammer.

IHK, Handwerkskammern und Unternehmen gehen neue Wege, um in der Pandemie dennoch Ausbildungsstellen besetzen zu können. So bietet die IHK Nord Westfalen vom 8. bis 19. März die Aktion „Ausbildung sucht dich“ an, für die sich Betriebe aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region ab sofort anmelden können. „Die fehlenden Möglichkeiten, einander persönlich kennenzulernen, sind ein Hauptgrund, warum im vergangenen Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten“, sagt Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen. Erhebliche Einschränkungen für die Berufsorientierung und den Bewerbungsprozess seien auch in diesem Jahr zu erwarten.

jüb/wsp

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