Digitale Angebote sind am Gymnasium Martinum in Emsdetten schon seit mehr als einem Jahr die Regel. Foto: Gymnasium Martinum
03.04.2020

Bilanz: Drei Wochen digitaler Unterricht

Für rund eine Million Schülerinnen und Schüler in Westfalen beginnen heute die Osterferien. Wegen der Corona-Krise gab es für sie in den vergangenen drei Wochen lediglich „Distanzlern“-Angebote.

Dabei waren die Angebote der Schulen in der Region sehr unterschiedlich. Einige Lehrer unterrichteten per Videokonferenz aus dem Klassenraum, an anderen Schulen wurden Aufgaben per E-Mail verschickt oder konnten von der Homepage der Schule heruntergeladen werden. „Uns sind aber auch einzelne analoge Angebote bekannt“, so Wolfgang Weber, Abteilungsleiter Schule, Kultur und Sport bei der Bezirksregierung Münster. So habe es vereinzelt die Möglichkeit gegeben, Arbeitsblätter in den Sekretariaten abzuholen, sofern die Schüler ortsnah wohnen.

Am Gymnasium Martinum in Emsdetten setzen die Lehrkräfte auf eine gemeinsame Kommunikations- und Lernplattform, die über das Internet für alle abrufbar ist. „Der Vorteil dabei ist, dass das Kollegium sowie die Schülerinnen und Schüler und auch die Eltern darauf mit unterschiedlichen Geräten und Systemen zugreifen können“, erklärt Olaf Cimanowski, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums im Gespräch mit westfalenspiegel.de. Der Zugriff auf die Informationen funktioniert zuverlässig vom Smartphone, Tablet oder Computer.

Wochenplan für die Schüler

In Emsdetten haben Lehrer, Schüler und Eltern überwiegend positive Erfahrungen mit der neuen Situation gemacht. Allerdings sei man am Martinum auch schon seit mehr als einem Jahr „digital gut unterwegs“, erklärt Cimanowski. Deshalb waren die Kommunikationswege eingeübt.

Die Aufgaben und das Lernmaterial werden den Schülern am Martinum im Rahmen eines Wochenplans digital zur Verfügung gestellt. Anschließend erledigen die Schüler die Aufgaben bis zu einem bestimmten Stichtag. Das geschieht häufig noch offline. Denn die Kinder und Jugendlichen drucken sich die Arbeitsanweisungen meist aus, erledigen diese auf Papier und schicken die Lösungen per Foto ein. Das funktioniert gut, könne aber einen regulären Unterricht nicht ersetzen, stellt Cimanowski klar.

Austausch zwischen Lehrern und Familien intensiver

Die durch die Corona-Krise bedingte Schulschließung hat in zahlreichen Einrichtungen die Digitalisierung beschleunigt. „An vielen Schulen wurden individuelle Lösungen gefunden“, sagt Weber. Auch der Elternverein NRW sieht, dass sich Schulen und Lehrkräfte besonders engagieren. Bisher gebe es nur wenige negative Rückmeldungen von einzelnen Eltern, so Regine Schwarzhoff, Vorstand des Elternvereins NRW aus Recklinghausen: „Die Eltern gehen mit großer Gelassenheit und Vernunft mit der neuen Situation um. Und wir sehen auch Positives: So scheint der Austausch zwischen Lehrenden und den Familien in dieser Zeit intensiver geworden zu sein.“

Hilfsangebote gibt es auch für die Lehrkräfte. So stellen das Schulministerium und die Bezirksregierungen Material zur Verfügung. Auch zahlreiche Schulbuchverlage haben ihre digitalen Angebote erweitert und diese häufig für begrenzte Zeit kostenlos im Internet verfügbar gemacht. Aber trotz der großen Anstrengung aller Beteiligten ist klar, dass der reguläre Unterricht in den Klassenzimmern durch die digitalen Angebote nicht 1:1 zu ersetzen ist. Es gehe darum sinnvolle Angebote und offene Aufgabenstellungen zur Verfügung zu stellen, sagt Dr. Stefan Werth, zuständig für  Digitale Bildung bei der Bezirksregierung Arnsberg. „Dabei ist das Ziel, Schüler und Schülerinnen wie Eltern nicht zu überfordern, sondern selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen.“

Inhalte und Aufgaben haben keine Prüfungsrelevanz

Die Situation ist für alle Beteiligten eine neue und besondere. Daher weist das NRW-Schulministerium auch darauf hin, „dass es sich bei den bis zum Beginn der Osterferien von Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung gestellten Materialien und Aufgaben grundsätzlich nicht um Inhalte von Prüfungsrelevanz handeln kann“. Eine Leistungskontrolle oder Leistungsbewertung sei damit nicht verbunden, heißt es aus dem Schulministerium. Und weiter: Mit den in angemessenem Umfang bereitgestellten Aufgaben soll erreicht werden, dass der Unterricht nach Beendigung der derzeitigen Maßnahmen nach Möglichkeit ohne großen Vorlauf wiederaufgenommen werden kann. Wann das sein wird, ist derzeit noch offen. Denn ob der Unterricht am 20. April 2020 wieder starten kann, wird erst nach Ostern entschieden.

Jürgen Bröker/wsp

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