29.11.2023

Bochum stoppt Preisvergabe

Die Stadt Bochum hat die Auszeichnung von Sharon Dodua Otoo mit dem Peter-Weiss-Literaturpreis vorerst abgesagt. Hintergrund ist ein „BDS“-Vorwurf gegenüber der Berliner Schriftstellerin.

Otoo wird vorgeworfen, das britische Netzwerk „Artists for Palestine“ unterstützt zu haben, wie der Blog „Ruhrbarone“ berichtet. Dabei handele es sich um einen Ableger der politischen Kampagne „BDS“, die zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel aufruft. Otoo hatte eine Erklärung der „Artists for Palestine“ unterzeichnet und sich damit verpflichtet, aus Protest nicht mehr in Israel aufzutreten und auch keine finanziellen Unterstützungen anzunehmen, die mit der israelischen Regierung verbunden sind. 

Sharon Dodua Otoo. Foto: Fadi Elias / In-Haus Media

Sharon Dodua Otoo. Foto: Fadi Elias / In-Haus Media

Als Reaktion verfassten die Vertreter der Fraktionen SPD, CDU und Die Grünen im Bochumer Stadtrat eine Stellungnahme, in der sie bekannt gaben, die Preisvergabe an Otoo auszusetzen. „Der Rat der Stadt Bochum hat 2019 jegliche Form von antisemitischem und antiisraelischem Denken und Handeln, insbesondere auch das Wirken der Boycott-, Divestment- und Sanctions-Bewegung (BDS-Kampagne) verurteilt. Vor diesem Hintergrund kann die Juryentscheidung zur Verleihung des Peter-Weiss-Preises an Sharon Dodua Otoo zum jetzigen Zeitpunkt keinen Bestand haben“, heißt es darin. Erwähnt wird auch, dass sich in dem begutachteten literarischen Werk und in der Biografie Otoos keine antisemitischen Tendenzen haben feststellen können. „Wäre das der Fall gewesen, hätte sie niemals unsere Stimmen bekommen“, heißt es.

Erst am Dienstag hatte die Stadt Bochum die Preisvergabe an Sharon Dodua Otoo gemeldet. Die Jury lobte ihre Arbeit als Plädoyer dafür, „sich alten Strukturen zu widersetzen und unsere Welt neu zu denken“. Die Experimentierfreude und Widerständigkeit im Wirken Otoos knüpfe „hervorragend an das antifaschistische Lebenswerk des Universalkünstlers Peter Weiss an“. Mit der Auszeichnung, dotiert mit 15.000 Euro, sollen Künstler gefördert werden, um ihre Arbeit im Sinne des humanistischen Engagements des deutsch-schwedischen Schriftstellers, Malers und Experimentalfilmers Peter Weiss (1916-1982) fortführen zu können. Zu den Preisträgern zählen unter anderem die Schriftstellerin Elfriede Jelinek, der Regisseur Fatih Akin und die Künstlerin Rosemarie Trockel. 

Die deutsch-britische Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo hat sich mit Kurzgeschichten, Novellen und zuletzt dem Roman „Adas Raum“ einen Namen gemacht. 2021 nahm sie am Festival „Experiment Heimat“ des Westfälischen Literaturbüros teil und recherchierte für das Literaturprojekt unter anderem in Unna. 

aki, wsp

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