Die gesperrte Rahmedetalbrücke aus der Luft. Foto: Autobahn Westfalen
10.02.2022

Brücke wird sechsspurig

Sebastian Wagemeyer, Bürgermeister der Stadt Lüdenscheid, wird Bürgerbeauftragter für den A45-Brückenbau. Als zentraler Ansprechpartner soll er in der Region vermitteln, hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing angekündigt.

Als Bürgerbeauftragter werde Wagemeyer in alle Entscheidungsschritte zum Neubau der Rahmedetalbrücke einbezogen, habe Zugang zu allen Leitungsebenen und erhalte transparenten Einblick in alle Informationen, sagte Wissing. Gleichzeitig soll der Lüdenscheider Bürgermeister die Perspektive von Bürgern und Unternehmen schnell und unbürokratisch in den Planungsprozess einbringen. Wagemeyer sagte, dass er sich auf die Zusammenarbeit freue: „Mir ist die Verantwortung bewusst, mir geht es um die Region.“

Der neue Bürgerbeauftragte Sebastian Wagemeyer. Foto: Steffen Schulte-Lippern

Der neue Bürgerbeauftragte Sebastian Wagemeyer. Foto: Steffen Schulte-Lippern

Der Bundesverkehrsminister machte deutlich, dass die marode Autobahnbrücke noch in diesem Jahr gesprengt werden soll, um dann sechsspurig neu gebaut zu werden. Auf ein Enddatum für den Neubau ließ er sich jedoch nicht festlegen. „Wir prüfen alle Möglichkeiten zur Beschleunigung. Das ist mir ein Herzensanliegen“, so Wissing. Wissing will die betroffenen Menschen in der Region, die Umweltverbände und andere Interessengruppen einbinden. Es gehe darum, ein langes Planfeststellungsverfahren für den Brückenbau möglichst zu vermeiden, gleichzeitig aber rechtssicher zu agieren, so der Minister

Fragen zur geplanten Sprengung gibt es viele: In unmittelbarer Umgebung des 70 Meter hohen Bauwerks stehen Wohnhäuser und Gewerbebetriebe. Die extreme Hanglage ist eine weitere Herausforderung für die Sprengmeister. Es müsse sicher gestellt werden, dass die Betonteile weich fallen und nicht ins Rutschen geraten, so die Autobahn GmbH Westfalen. In einem 300-Meter-Radius rund um die Brücke werden in den kommenden Wochen Gebäude begutachtet, damit eventuelle spätere Schäden ausgeglichen werden können.

Brief an die Landesregierung

Für Bürger in Lüdenscheid stehen zurzeit die unmittelbaren Belastungen durch den Umleitungsverkehr im Mittelpunkt. Das machte nun ein Bündnis aus dem Märkischen Kreis in einem Brief an die Landesregierung deutlich. Es geht darin um die „enorme Zunahme der Verkehrsbelastung“ durch die Umleitungen als Folge der Brückensperrung. „Insgesamt können die Straßen, die teilweise auch noch vom Hochwasserereignis beschädigt sind, die zusätzlichen Verkehrsbelastungen nicht aufnehmen“, so das Bündnis, zu dem Landrat Marco Voge, die Bürgermeisterin und die Bürgermeister, Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Vertreter der Kammern und Verbände zählen. 

„Die Brückensperrung führt zu steigenden Transportkosten, verhindert verlässliche Liefertermine, lässt Umsätze einbrechen, Kunden meiden die betroffene Region und Fachkräfte drohen abzuwandern“, beschreibt Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen. Er schlägt finanzielle Hilfen wie eine Senkung von Gewerbesteuersätzen oder eine Aussetzung der LKW-Maut vor. „Es muss jetzt jede Option geprüft werden, wie die Wirtschaft in der Zeit der Sperrung kurzfristig unterstützt werden kann“, so Stoffels.

Gleichzeitig warnt jedoch der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einer Aufweichung der Umweltstandards und fordert ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept für Südwestfalen, um die Abhängigkeiten von der A 45 zu senken. Die unerträgliche Situation für die betroffenen Anwohner und Pendler müsse schnell beseitigt werden, so der BUND. Die gesetzlich notwendigen Umweltprüfungen seien dabei allerdings kein Hindernis.

wsp

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