Die Founders Foundation im Bielefelder Museumsquartier. Foto: Founders Foundation
14.04.2020

Die Gründer-Werkstatt

Die Founders Foundation will die Start-up-Bewegung in Ostwestfalen anschieben. Die gemeinnützige Einrichtung in Bielefeld bildet Gründer aus und hat das Ziel, ein einzigartiges Ökosystem für Gründer zu schaffen.

„Wir wollen, dass mehr von den Menschen, die darüber nachdenken zu gründen, dies tatsächlich tun“, sagt Foundation-Chef Sebastian Borek. Im Fokus stehen dabei Gründer mit Visionen für den digitalen Mittelstand in der Region: „Wir wirken als Unternehmerschule und bauen Start-ups auf, die Umsätze und Arbeitsplätze schaffen und einen Beitrag zur regionalen Wirtschaft leisten.“ 17 Millionen Euro hat die gemeinnützige Organisation von der Bertelsmann-Stiftung für diese Mission erhalten.

Die Founders Foundation will Gründern möglichst ideale Arbeitsbedingungen bieten. Dazu zählt nicht nur eine Wohlfühlatmosphäre mit Kicker, Tischtennis-Platte und Ingwer-Saft zum Frühstück. Vielmehr sollen kostenlose und offene Veranstaltungen Interessierte auf die Kompetenzen der Einrichtung im Bielefelder Museumsquartier aufmerksam machen. Ein dreimonatiges „Lab“-Programm und das sechsmonatige „Accelerator“-Training begleiten Start-ups auf dem Weg von der Idee bis hin zu Gesprächen mit Investoren. Internationale Dozenten vermitteln ihnen darin Wissen zu Themen wie Finanzierung und Recht, Marketing oder auch Social Media. Und immer wieder geht es darum, den eigenen Plan für die Unternehmensgründung weiter zu entwickeln. Ähnlich wichtig ist die Vernetzung der Gründer untereinander sowie mit Branchenkennern und Risikokapitalgebern. Einige Teilnehmer schließen sich im Laufe der Programme zu Teams zusammen und bauen gemeinsam ein Unternehmen auf.

Ideen entwickeln am Tisch-Kicker - in der Founders Foundation in Bielefeld. Foto: Kiehl

Ideen entwickeln am Tisch-Kicker – in der Founders Foundation in Bielefeld. Foto: Kiehl

Die große Bühne, auf der sich die Founders Foundation einmal im Jahr präsentiert, ist die Konferenz „Hinterland of Things“. Erfolgreiche Gründer treffen dann im Bielefelder Ringlokschuppen auf junge Start-ups und Vertreter traditionsreicher mittelständischer Unternehmen. Auf einer „Pitch-Stage“ stellen die Start-ups ihre Geschäftsideen vor und konkurrieren um Investorengelder. Mehr als 1000 Vertreter der digitalen und etablierten Unternehmerszene treffen hier zusammen.

Ein wichtiges Ziel der Founders Foundation ist die Vernetzung des Unternehmernachwuchses mit dem ostwestfälischen Mittelstand. Start-ups, so lautet die Hoffnung, können die etablierten Unternehmen mit digitaler Kompetenz, Kreativität und Enthusiasmus auf dem Weg in die digitale Zukunft unterstützen. Gerade solche Kooperationen gelten als Zukunftsperspektive für die Region OWL.

Sebastian Borek. Foto: Kiehl

Sebastian Borek. Foto: Kiehl

Sebastian Borek will dazu beitragen, dass diese beiden Welten noch besser zusammenarbeiten. Selbst in einer Unternehmerfamilie groß geworden, tauchte er nach dem Studium in die New Yorker Start-up-Szene ein. Später war er international für Medienkonzerne tätig und gründete selbst Start-ups. Bevor Borek 2016 gemeinsam mit Dominik Gross die Leitung der Founders Foundation übernahm, war er in der Berliner Gründerszene aktiv, lebte jedoch weiterhin mit seiner Familie in Bielefeld. Nun, vier Jahre später, arbeitet er daran, dass nicht mehr in erster Line in der Metropole gegründet wird. Auch Ostwestfalen soll als Standort der digitalen Gründerszene bekannt werden.

Er sieht Vorteile in der Region: „Es gibt mittelständische Unternehmen, die den digitalen Wandel aktiv angehen und die ein großes Interesse an der Zusammenarbeit mit Start-ups haben. Gründer haben hier auch mehr Ruhe, um sich auf ihre Projekte zu konzentrieren.“

Positive Signale, dass die Gründerszene in Ostwestfalen gedeiht, gibt es bereits. Bei der „Hinterland“-Konferenz berichteten sowohl Start-ups als auch Vertreter traditionsreicher Unternehmen von guten Erfahrungen. Ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit hielt dort Dr. Oetker-Konzernchef Dr. Albert Christmann und brachte dies auf den Punkt: „Die Kunst besteht darin, Gründergeist und Kompetenzen etablierter Unternehmen zu kombinieren. Dann ergibt eins und eins mehr als zwei.“ 

Annette Kiehl / wsp

Mehr zum Thema Start-ups in Westfalen lesen Sie im aktuellen WESTFALENSPIEGEL. Ein Interview mit Christian Miele, Präsident des Bundesverbandes Deutsche Startups, lesen Sie hier.

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