25.05.2023

„Einfach ist hier nichts“

Die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) hat den Blick auf zahlreiche Herausforderungen gerichtet. Präses Annette Kurschus forderte mehr Experimentierfreude.

Vorgestellt wurde bei der Synode der erste Ehrenamtsbericht. Mehr als 70.000 Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in den Gemeinden der westfälischen Landeskirche. Durchschnittlich investieren sie 22 Stunden pro Monat für den freiwilligen Einsatz, zum Beispiel im Besuchsdienst, der Gemeindeleitung eines Presbyteriums oder in Selbsthilfegruppen. In solchen klassischen Bereichen sei die Zahl der Mitwirkenden jedoch in den zurückliegenden Coronajahren spürbar zurückgegangen, hieß es. Das Engagement, das in manchen Kirchengemeinden abnehme, tauche jedoch in anderen Aufgaben wieder auf, oft angelehnt an persönliche Interessen.

Annette Kurschus. Foto Stephan Schuetze

Annette Kurschus. Foto Stephan Schuetze

Kurschus, leitende Theologin der EKvW, hob den Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen in ihrer Rede vor der Landessynode hervor. Sie wünschte sich in ihrer Kirche viele Orte als „Laboratorien künftiger Kirchlichkeit“. „Wir brauchen eine Haltung, die experimentierfreudig und dabei fehlerfreundlich ist“, so die Präses. Bei vielen Themen müsse die Devise lauten: „Einfach machen!“ Das bedeute jedoch nicht, „aktionistisch drauflos wurschteln, ohne Konzept, ohne Sinn und Verstand.“ Kurschus verwies auf die zahlreichen Herausforderungen, vor denen die westfälische Kirche stehe. Diese reichen von der abnehmenden Zahl von Mitarbeitenden und Mitgliedern, der Haushaltskonsolidierung und der Reduzierung des Gebäudebestandes bis hin zu gesellschaftlichen Themen wie Digitalisierung, Klimaschutz und Fragen nach Flucht und Migration. „Einfach ist hier nichts“, lautete Kurschus’ Kurzresümee.

Bei der viertägigen Tagung in Bielefeld Bethel diskutierten in dieser Woche 191 Synodale, also Abgeordnete aus ganz Westfalen. Es gab einige Beschlüsse, unter anderem für mehr Klimaschutz in der Kirche, eine bessere Integration von Geflüchteten und zur Notwendigkeit einer wirksamen Suizidprävention. Ohne diese sei eine gesetzliche Neuregelung der assistierten Sterbehilfe abzulehnen, so die Landessynode.

wsp

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