Die Außengastronomie hat in den meisten westfälischen Städten und Gemeinden wieder geöffnet. Foto: Pixabay
31.05.2021

Freude über kleine Schritte

Gaststätten, Restaurants und Hotels in der Region öffnen wieder. Noch sind die Wirte vorsichtig optimistisch. Auch weil das Personal knapp werden könnte.

So ganz trauen die Gastronomen den Lockerungen noch nicht. Zwar sinken die Inzidenzen; in zahlreichen Landkreisen liegt der Sieben-Tage-Wert bei unter 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Trotzdem blicken die Wirte, Hotel- und Restaurantbetreiber noch verhalten optimistisch in die Zukunft. „Wir erleben grundsätzlich ein Öffnen in Raten. Für zahlreiche Betriebe waren die Möglichkeiten bisher kaum wirtschaftlich“, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) NRW.

Die Gäste nehmen das bisherige Angebot aber sehr gut an. „Nachdem der Start noch etwas verhalten war, sind vor allem an den vergangenen sonnigen Tagen viele Menschen in die Gaststätten und Restaurants der Region gekommen“, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Dehoga Westfalen. Mit wenigen Tagen Vorlauf hätten die Betreiber ihre Öffnung möglich gemacht. Ein Problem: ausreichend Personal zu finden.

Mitarbeiter werden gesucht

Zwar können festangestellte Mitarbeiter, die in Kurzarbeit waren, zügig wieder in den Betrieb geholt werden. „Man darf aber nicht vergessen, dass wir unsere Betriebe mehr als ein halbes Jahr geschlossen hatten. Da sind Mitarbeiter, vor allem die Aushilfskräfte, in andere Jobs abgewandert“, erklärt Martin weiter. Allein von Juni 2019 bis Juni 2020 haben die Betriebe in NRW rund 40.000 Mitarbeiter verloren, das entspricht einem Anteil von zehn Prozent. Es sei davon auszugehen, dass sich die Lage in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich verschlechtert habe, sagt auch Hellwig. Und so melden erste Gaststätten schon Schwierigkeiten bei der Besetzung von Aushilfsstellen.

Insgesamt ist die Branche aber zuversichtlich. „Wenn die Inzidenzen weiter nach unten gehen und im Herbst keine vierte Welle kommt, dann nähern wir uns mit den staatlichen Hilfen immer mehr dem Normalzustand“, sagt Hellwig. Mit sinkenden Inzidenzzahlen wird der Betrieb der Gastronomie rentabler. Das liegt an den unterschiedlichen Öffnungsmöglichkeiten.

Je niedriger die Inzidenz, desto mehr ist möglich

So dürfen in Kreisen, in denen die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zwischen 50 und 100 liegt, nur die Außengastronomien öffnen. Gäste müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Innengastronomie ist nicht erlaubt. Diese Regelung gilt derzeit zum Beispiel in Hagen.

Liegt die Inzidenz im Zeitraum von fünf Tagen zwischen 35 und 50 sind weitere Lockerungen erlaubt. Dann darf die Innengastronomie für Menschen mit Impfnachweis, Bescheinigung über die Genesung oder einen negativen Test geöffnet werden. Die Außengastronomie darf ohne Negativtest genutzt werden. Das trifft im Märkischen Kreis oder Hamm derzeit zu.

Bei einer Inzidenz von unter 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner an fünf aufeinanderfolgende Tagen darf die Innengastronomie auch ohne Negativtest genutzt werden. Das ist derzeit in Münster oder im Kreis Coesfeld der Fall.

Fußball-EM nur schwacher Trost

„Die Freude über das, was möglich ist, ist groß“, erklärt Martin. Doch kann sie auch nicht über das hinwegtäuschen, was fehlt. Denn vor allem bei den Veranstaltungen wie Hochzeiten, runden Geburtstagen, Kommunion- und Konfirmationsfesten fehle den Wirten ein ganzes Jahr. Das könne man nicht wieder reinholen.

Und auch die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft ist da nur ein schwacher Trost. Normalerweise sind die Kneipen und Biergärten zu den Spielen zum Bersten gefüllt. Bei Toren wird gemeinsam gejubelt. Doch in diesem Jahr werden die Fans auf ihren Plätzen sitzen müssen.„Wir müssen abwarten, wie viele Fans es da tatsächlich in die Gastronomie zieht“, sagt Martin.

jüb/wsp

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