Das Treibkraft-Theater eröffnete in einem aufgegebenen Ladenlokal in der Hammer Innenstadt. Foto: Hübner / Stadt Hamm
11.02.2022

Gegen den Leerstand

Rund zwölf Millionen Euro aus dem aktuellen Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte in NRW fließen nach Westfalen. Die Förderung soll helfen, die Stadtzentren zu beleben.

Die Fördermillionen sollen neuen Schwung in Innenstädte bringen, die nach den Corona-Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre mehr denn je unter der Krise des Einzelhandels leiden. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht in einer aktuellen Prognose davon aus, dass als Folge der Pandemie allein in diesem Jahr bundesweit 16.000 Geschäfte verloren gehen. „Gerade bei kleineren und mittleren Betrieben werden wir einen Aderlass sehen“, so HDE-Geschäftsführer Stefan Genth.

2020 hat die Landesregierung das Förderprogramm für Innenstädte gestartet. Zu Beginn des Jahres 2022 ist nun eine neue Förderrunde mit einem Etat von insgesamt knapp 25 Millionen Euro gestartet. Mit knapp 600.000 Euro fließt eine der höchsten Summen nach Emsdetten. Dort steht das Thema Leerstand im Einzelhandel im Mittelpunkt. Zwei verwaiste Ladenlokale konnten mit Hilfe von Fördergeldern bereits neu vermietet werden, zwei weitere Geschäfte sollen im Frühjahr eine neue Nutzung erhalten. Ein Hofladen und eine Eis-Manufaktur sollen dann in der Emsdettener Innenstadt einziehen.

Theater in ehemaligem Stoffgeschäft

Hamm hat in den vergangenen zwei Jahren bereits finanzielle Unterstützung erhalten, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten. Durch die Fördermittel des Landes konnte dort zum Beispiel das „Treibkraft Theater“ in ein leerstehendes Ladenlokal ziehen. Das Ensemble präsentiert in dem früheren Textilgeschäft eigene Inszenierungen zu politischen Themen und hat dort Probenräume. Jetzt erhält Hamm weitere rund 250.000 Euro. Eine besondere Herausforderung für die Entwicklung der dortigen Innenstadt ist die Lücke, die die Schließung des Kaufhofs hinterlassen hat. Hier soll eine Machbarkeitsstudie Ideen für eine zukünftige Nutzung des Areals liefern.

Auch die Stadt Rheda-Wiedenbrück fördert Neugründungen in früheren Ladenlokalen. Profitiert hat von diesem Modell der Online-Händler Volker Lux. Bislang hat er Möbel und Accessoires im skandinavischen Stil online verkauft. Nun präsentiert er seine Waren im „hyggehome“ in Wiedenbrücks Innenstadt. Die Eigentümerin des Geschäftshauses hat die Übernahme durch Renovierungsarbeiten und durch Verzicht auf einen Teil der Miete unterstützt. „Mit dem eigenen Geschäft habe ich mir einen Traum erfüllt“, sagt der neue Einzelhändler Lux.

Der Online-Händler Volker Lux (Mitte) hat mit Unterstützung der Fördergelder einen Laden in Rheda-Wiedenbrück eröffnet. Foto: Stadt Rheda Wiedenbrück

Der Online-Händler Volker Lux (Mitte) hat mit Unterstützung der Fördergelder einen Laden in Rheda-Wiedenbrück eröffnet. Foto: Stadt Rheda Wiedenbrück

Das „Sofortprogramm Innenstadt“ soll neue Impulse in den Zentren setzen. Probleme mit Leerständen, fehlenden Nachfolgern im Einzelhandel oder auch alten Kaufhausimmobilien gibt es in vielen Ruhrgebietsstädten nicht erst seit der Corona, berichten Experten vom Netzwerk Innenstadt. Die Pandemie habe Krise vielmehr beschleunigt.

aki, wsp

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