Das Nahverkehrsunternehmen HCR hat in Herne zusätzliche Touren angeboten, damit die Schulen zeitversetzt starten können. Foto: HCR
20.11.2020

Gestaffelter Schulstart zum Infektionsschutz

Als erste Kommune in NRW hat Herne in der Corona-Pandemie den gestaffelten Unterrichtsbeginn flächendeckend umgesetzt. Die Stadt will volle Busse vermeiden. Der Aufwand ist groß, zeigt dieses Modell.

Bislang hat der Unterricht an den weiterführenden Schulen in Herne generell um 8 Uhr begonnen, die Schulbusse waren meist sehr voll. Seit Montag (16.11.) starten die Schüler der 5., 6. und 7. Klasse der Haupt- und Realschulen nun um 7.45 Uhr, die Schüler der 8., 9. und 10. Klasse dort erst um 8.30 Uhr. An den Gymnasien und Gesamtschulen beginnt der Unterricht für die jüngeren Jahrgänge um 8 Uhr, für die älteren um 8.45 Uhr.

„Die Maßnahme ist bisher erfolgreich. Die Busse sind nicht mehr so voll und auch von den beteiligten Schulen kommen positive Rückmeldungen“, zieht Andreas Merkendorf, Leiter des Fachbereichs Schule und Weiterbildung der Stadt Herne, im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL ein positives Zwischenfazit. Die Umstellung habe in den Schulen reibungslos funktioniert. Und das Gedränge beim Betreten der Schulen sei ebenfalls entzerrt worden.

Modell wurde seit August erarbeitet

Seit August hat die Stadt gemeinsam mit Vertretern der Schulen, Elternverbänden, den Nahverkehrsunternehmen und der Bezirksregierung über das Modell beraten. „Wir haben viele Schleifen der Mitbestimmung gedreht, um alle Beteiligten auch zu Wort kommen zu lassen und einen breiten Konsens zu haben“, sagt Merkendorf.

Für das beteiligte Nahverkehrsunternehmen, die Straßenbahn Herne -Castrop-Rauxel GmbH, bedeutet das Mehraufwand. „Wir fahren eine zusätzliche Schleife“, so ein Sprecher auf Anfrage. Dies koste 10.000 Euro pro Monat. Davon profitierten aber nicht nur Schüler sondern auch alle anderen Fahrgäste.

Anfragen aus anderen Städten

Die Schulstunde, die die älteren Jahrgänge jetzt später beginnen, holen sie im Distanzunterricht nach. Auf dieses Modell hat sich die Stadt mit der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg verständigt. „Dort hat man unsere Überlegungen von Anfang an sehr wohlwollend begleitet“, sagt Merkendorf. Man halte einen gestaffelten Unterrichtsbeginn für ein sinnvolles Instrument, um das Corona-Infektionsrisiko zu senken, teilt die Bezirksregierung dazu mit.

Das Herner Modell hat landesweit für Aufsehen gesorgt. Schulträger, politische Parteien, Dezernenten und das Verkehrsministerium haben sich das Modell erklären lassen. Auch Hamm, Bochum, Dortmund und Hagen denken über die Einführung eines gestaffelten Unterrichtsbeginns nach, heißt es aus Arnsberg.

Das Herner Modell ist insofern besonders, als es eine Schulanfangszeit außerhalb des gültigen  NRW-Erlasses vorsieht. Darin ist für den Unterrichtsbeginn ein Zeitkorridor zwischen 7.30 und 8.30 Uhr vorgeschrieben. „Sollte in der aktuellen Situation aus zwingenden Gründen eine Abweichung von dem erlassmäßig vorgesehenen Zeitkorridor beabsichtigt sein, wird die Schulaufsicht zur Klärung der bestehenden Möglichkeiten einbezogen“, so die Bezirksregierung Arnsberg. Das war in Herne der Fall.

Münster lässt Gymnasien später starten

In Münster lässt die Stadt für einen vorsorglichen Pandemie-Schutz den Unterricht an den Gymnasien 30 Minuten später beginnen. Dadurch hätten sich für rund 3000 Schüler die Fahrzeiten bei Bus und Bahn verschoben, so die Stadt. Zu dem Konzept habe es positive Rückmeldungen gegeben, weil übervolle Busse vermieden werden konnten. Aber es habe auch kritische Stimmen gegeben – besonders aus den Umlandgemeinden, teilt die Stadt mit. Erste Korrekturen seien durchgeführt worden. Anfang Dezember soll das Konzept erneut auf den Prüfstand gestellt werden.

jüb/wsp

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